Eine Glosse von Harry Grunwald

Das Märchen von den drei Wünschen gibt es in vielen Varianten, fast immer geht etwas dabei schief. Meistens wird zu übereilt gewünscht, der von der guten Fee Begünstigte hat plötzlich Dinge am Hals, die er gar nicht wollte. Er hat noch einen Wunsch offen und kann sich nur noch wünschen, den ganzen Plunder wieder los zu werden. Am Ende steht er noch schlechter da als vorher.

Ich hätte mit den drei Wünschen wahrscheinlich keine Schwierigkeiten. Einen Sechser im Lotto? Lieber nicht, das ist zu gierig, die gute Fee macht sich womöglich verärgert vom Acker. Dann soll sie lieber meinen Schreibtisch aufräumen. Das habe ich mir seit Wochen vorgenommen, aber immer kommt irgendetwas dazwischen.

Dann möchte ich, dass endlich das nervige Geklapper hinten rechts an meinem Auto aufhört. Die Werkstatt hat die Ursache nicht gefunden, für eine gute Fee müsste das doch ein Klacks ein.

Zwei Wünsche sind damit abgehakt, den dritten muss ich mir gut überlegen. Unser Nachbar sollte ausziehen, er dreht seine Musikanlage nachts immer bis zum Anschlag auf. Oder meine Tante Lydia könnte aufhören, alle zwei Tage anzurufen und mir dann stundenlang den Klatsch aus ihrer Nachbarschaft zu erzählen. Vielleicht wünsche ich mir auch gutes Wetter für den nächsten Urlaub oder mehr Gelassenheit beim nächsten Zahnarzt-Termin. Wenn die gute Fee kommt, werde ich sie bitten, mir doch einen nützlichen Tipp zu geben.