Der Schleswig-Holstein-Tag in Norderstedt muss ohne Geld von der Landesregierung auskommen und ist komplett von Sponsoren abhängig.

Norderstedt. Ministerpräsident Peter Harry Carstensen ist der Schirmherr für den 24. Schleswig-Holstein-Tag vom 8. bis 10. Juni im Norderstedter Stadtpark. Das ist dann aber auch schon alles, was der Heimatbund als Veranstalter des großen Festes des Ehrenamts aus Kiel zu erwarten hat. Und selbst diese Schirmherrschaft ist nicht ganz das, was sie zu sein scheint. Denn als Ministerpräsident wird Peter Harry Carstensen den Schleswig-Holstein-Tag sicher nicht erleben.

Man freue sich über die "personelle Unterstützung aus der Kieler Staatskanzlei", lässt der Heimatbund ausrichten. Was leicht zynisch klingt. Denn beim Landesgeschäftsführer des Heimatbundes, Dirk Wenzel, bei Jutta Kürtz, der Landesvorsitzenden, und bei Martin Kayenburg, dem Vorsitzenden des Landeskuratoriums des Schleswig-Holstein-Tages, ist der Ärger über den kompletten Ausstieg des Landes bei der Finanzierung der Veranstaltung immer noch nicht verraucht. 135 000 Euro wollte das Land ursprünglich im Doppelhaushalt 2011/12 für das etwa 500 000 Euro teure Stelldichein der Vereine und Verbände des Landes ausgeben. Doch das Geld wurde schließlich ersatzlos gestrichen.

Dass der Tag nun doch in Norderstedt seine Fortsetzung findet und als erstes ganz großes Event auf dem ehemaligen Gartenschaugelände für Hunderttausende von Besuchern sorgen wird, ist dem Engagement der Privatwirtschaft geschuldet. "Erstmalig wird die Finanzierung des Schleswig-Holstein-Tages zu 100 Prozent durch Partner und Sponsoren erreicht", sagt Martin Kayenburg. Die Sparkassen-Finanzgruppe, bestehend aus den Provinzial Versicherungen, der LBS Bausparkasse und den schleswig-holsteinischen Sparkassen, ist wie in den vergangenen Jahren der Hauptsponsor. "Wir wissen um die positive Signalwirkung des großen Landesfestes für die vielen ehrenamtlich Engagierten und unser Land. Über unseren finanziellen Beitrag hinaus haben wir zur Weiterentwicklung und Optimierung der Veranstaltung beigetragen und stehen auch weiterhin zu unserem Engagement", sagt Sparkassen-Präsident Reinhard Boll. In Kiel werden die Verantwortlichen der Kürzungspolitik dieses Bekenntnis gerne hören. Für sie klingt es wie die nachträgliche Legitimation für die Streichung der Landeszuschüsse. Warum soll die öffentliche Hand Geld ausgeben, das sie nicht hat - solange die Sponsoren solvent und willig sind.

Der Stadtpark sorgt auch im Jahr Eins nach der Gartenschau für Aufsehen

Kai Jörg Evers, der Chef im Stadtpark, und Oberbürgermeister Hans-Joachim Grote können die grundsätzlichen Finanzierungs-Probleme des Landesspektakels gleichgültig sein. Das aufwendig gestaltete Stadtparkgelände wird dank des Schleswig-Holstein-Tages schon im Jahr Eins nach der Gartenschau das Versprechen einlösen, als Veranstaltungsort über die Grenzen der Stadt hinaus für enorme Strahlwirkung zu sorgen. Nach den drei Tagen im Juni wird auch noch der letzte Kohlbauer in Dithmarschen wissen, was für einen hübschen Stadtpark die bislang eher farblose Stadt im Süden des Landes jetzt hat - und da kann man sogar Wasserski fahren! Und der finanzielle Beitrag, den die Stadt für diese enorme Öffentlichkeitswirkung bezahlen muss, liegt bei überschaubaren 50 000 Euro.

Was die erwarteten Zuschauer an den drei Tagen in Norderstedt angeht, so sind die Veranstalter allerdings schon wieder etwas vorsichtiger geworden. Ursprünglich war von 300 000 die Rede - so viele sollen es beim letzten Mal 2010 in Rendsburg gewesen sein. "Jetzt kalkulieren wir defensiver. Wir wären mit 150 000 Gästen zufrieden", sagt Martin Kayenburg. Von den erwarteten 200 Vereinen, Verbänden und Organisationen, die sich auf dem Tag präsentieren sollen, haben sich nur 124 verbindlich angemeldet. Vielleicht haben den einen oder anderen Verein die Kosten abgeschreckt. "Die fehlende finanzielle Unterstützung durch das Land sorgt dafür, dass die Vereine tiefer in die Tasche greifen müssen", sagt Dirk Wenzel vom Heimatbund. Damit meint er etwa die Kosten für die Pagodenzelte, in denen sich die Vereine im Stadtpark präsentieren werden. Wer mit einem Zelt auskommt, der zahlt dafür 300 Euro. Wer ein weiteres benötigt, zahlt dafür pro Stück 600 Euro. Früher gab es das zweite Zelt günstiger.

Auf die Zuschauer wartet in Norderstedt ein riesiges Programm an drei Tagen - eine Mischung aus Information und Vergnügen, Ausprobieren und Showeinlage. Kai Jörg Evers nennt das die "komprimierte Gartenschau". Auf die Bühnen will der Norddeutsche Rundfunk hochkarätige Stars, regionale Bands, Talk und Spiele bringen. Seit 20 Jahren begleitet der NDR den Schleswig-Holstein-Tag. Im Juni werden NDR 1 Welle Nord und das "Schleswig-Holstein-Magazins" berichten. "Es ist uns ein Anliegen, das Fest des Ehrenamtes noch bekannter zu machen und die Menschen nach Norderstedt einzuladen", sagt Volker Thormählen, Hörfunkchef der NDR 1 Welle Nord.