Das Busunternhemen VHH-PVG lädt 1600 Kunden zum Gespräch mit ihren Busfahrern ein. Heute beginnt die nächste Runde in Quickborn.

Norderstedt/Quickborn. Claudia Reher fährt jeden Tag mit öffentlichen Verkehrsmitteln zur Arbeit nach Hamburg. Im Bus würde sie gern ihre Ruhe haben. Doch oft stört sich die Angestellte daran, dass viele junge Mitfahrgäste laute Musik hören, ohne auf die anderen im Bus zu achten. "Die stehen dann zu fünft um das iPhone herum und fangen an zu singen. Das ist einfach rücksichtslos." Wenn sie sich dann beschwert, zeigten sich die meisten Ruhestörer auch einsichtig. Manche pöbeln sie aber auch an. "Das ist einfach nervig."

Diesen Ärger konnte Claudia Reher jetzt bei einer Fahrgastbefragung des Busunternehmens VHH-PVG loswerden, die in dieser Größenordnung bundesweit einmalig ist. Seit Oktober lädt das Unternehmen, das auch die Buslinien in Norderstedt betreibt, seine Fahrgäste in die Betriebshöfe nach Bergedorf, Schenefeld und Quickborn ein, um sie mit Busfahrern ins Gespräch zu bringen.

Die Fahrgäste sollen auch die Probleme der Busfahrer kennenlernen

"Wir wollen mit unseren Fahrgästen in den Dialog treten. Sie können kritisieren, konkrete Probleme ansprechen oder loben, was sie gut finden", erklärt VHH-Sprecher Kay Götze. "Unsere Busfahrer sollen sich auf diese Weise besser in die Wünsche unserer Kunden hineindenken können." Umgekehrt steht auch der Gedanke dahinter, die Fahrgäste für die Probleme der Busfahrer zu sensibilisieren.

1400 Fahrgäste hätten das Angebot "einfach schnacken" mit dem Busfahrer bereits genutzt und ihre Sorgen und Nöte dem Busunternehmen geklagt. Von heute an bis zum 24. Februar finden diese Gesprächsrunden auf dem Betriebsgelände der VHH an der Ellerauer Straße in Quickborn statt. Es sind noch Plätze frei. Jeder Fahrgast bekommt als Dankeschön 25 Euro Aufwandsentschädigung. Götze: "Diese Aktion ist einmalig in Deutschland."

Die zweieinhalbstündigen Gesprächsrunden werden professionell moderiert. Zunächst können die Fahrgäste und Busfahrer gegenseitig alles loswerden, was sie aneinander stört. Danach wird versucht, gemeinsam zu klären, welche Lösung es für jedes Problem geben könnte, sagt Moderatorin Silke Krieg. Das sei nicht immer ganz einfach. VHH-Sprecher Götze bittet da um Verständnis. So klagten viele Fahrgäste über schlechte Anschlussverbindungen an andere Buslinien und Bahnen. Das sei ärgerlich und verständlich. Aber eine Taktverdichtung, die die Zeitverzögerung minimieren würde, koste natürlich auch Geld, das der Auftraggeber, Kreis oder Stadt, nicht immer bereit ist auszugeben.

Auch das Problem der Rentnerin Helga Saubert ist nicht sofort zu lösen. Die ältere Dame klagt darüber, dass die Busse an der Haltestelle oft so halten, dass es für sie schwierig ist, mit ihrem Rollwagen einzusteigen. Schuld ist eine Lücke zwischen Bürgersteig und Einstiegskante, in der sich dann die Gehilfe auch noch verkantet. "Das ist sehr mühsam und manchmal auch gefährlich", sagt die ältere Frau, die extra aus Poppenbüttel nach Quickborn gekommen ist, um ihr Leid zu klagen.

Helga Rensch aus Norderstedt versteht das System der Kartenautomaten nicht. Oft stehe sie minutenlang vor dem Gerät und frage sich, wie viele Zonen sie denn nun lösen müsse für ihren Fahrschein. "Das ist nicht immer gleich zu verstehen." Und so fahre sie dann manches Mal mit dem schlechten Gewissen, möglicherweise das falsche Ticket gekauft zu haben. Ihre Bitte, doch einfachere und übersichtliche Automaten aufzustellen, hat das VHH-Team aufgenommen.

Auch Claudia Reher würde sich wünschen, dass mehr Aufkleber und Piktogramme in den Bussen darauf hinwiesen, die Fahrgäste mögen mit Handy, Musik und Hunden mehr Rücksicht auf andere nehmen. "Der Busfahrer hat das Hausrecht. Notfalls kann er einen widerspenstigen Fahrgast auch vor die Tür setzen oder die Polizei um Hilfe bitten", sagt Moderatorin Silke Krieg. In extremen Fällen gelte die Beförderungspflicht nicht mehr.

Auch die Busfahrer haben ein Anliegen, sagt Michael Kohlhagen. "Ich würde mir wünschen, dass die Fahrgäste den Busfahrer nicht anpöbeln, wenn er verspätet kommt. Dafür können sie nämlich oft nichts. Besser wäre es, sie würden nach der Beschwerdestelle fragen. Dann bleibt die Kommunikation positiv und der Busfahrer kriegt den Frust nicht ab."

Teilnehmer werden auf Wunsch auch vom ZOB in Norderstedt abgeholt

Das Busunternehmen lässt sich auch jedes Jahr von ihren Kundinnen und Kunden bewerten. Zuletzt gab es dafür die Durchschnittsnote 2,6, sagt Sprecher Götze. Das war besser als im Vorjahr, aber noch nicht so, wie es sich die Busgesellschaft vorstellt. "Die Streiks im Jahr 2010 haben alles zunichte gemacht", sagt Götze. Ein Jahr lang trugen es die Fahrgäste ihnen noch nach. "Es dauert lange, bis sich dieses Image wieder verbessert."

Wer vom 6. bis 10. Februar oder aber vom 20. bis 24. Februar jeweils in der Zeit von 10 bis 12.30 Uhr oder in der Zeit von 16 bis 18.30 Uhr mit der VHH-PVG in Quickborn ins Gespräch kommen will, sollte sich schnell unter der Telefonnummer 040/72 59 44 44 anmelden. Die Teilnehmer werden auf Wunsch auch vom ZOB in Quickborn oder in Norderstedt abgeholt.

www.vhhpvg.de