Eigentümer will verwahrloste Immobilie in Kaltenkirchen verkaufen. Bürgermeister will die Mieten für die 200 Bewohner mindern.

Kaltenkirchen. Für die 200 Bewohner des "Großen Karls" in Kaltenkirchen ist Hoffnung in Sicht, dass sich die Zustände in dem heruntergekommenen Wohnblock ändern. Bei einem Gespräch mit Bürgermeister Hanno Krause (CDU) im Rathaus hat Eigentümer Gerd Thormählen angekündigt, die berüchtigte Immobilie am Flottmoorring zu verkaufen. "Er hat sich zu einem Eigentümerwechsel bereit erklärt", sagte Krause nach dem Gespräch.

Damit beugt sich Thormählen offenbar dem öffentlichen Druck, der nach mehreren Bränden und massiven Vorwürfen gegen ihn weiter wächst. Mieter, Politiker und Brandschutzexperten werfen dem Geschäftsmann aus Horst (Kreis Steinburg) vor, sich nicht um die Sicherheit in dem Wohnblock zu kümmern und das Haus verwahrlosen zu lassen.

Im Dezember waren mehr als 300 Feuerwehrleute in dem Hochhaus im Einsatz, nachdem ein Brandstifter im 14. Stock Feuer gelegt hatte. Da die automatischen Klappen für den Rauchabzug nicht funktionierten, war der Qualm bis in den achten Stock gezogen. 120 Menschen mussten ihre Wohnungen verlassen. Inzwischen ist der 14. Stock verschlossen und nicht mehr zugänglich.

In dem Gespräch bat Thormählen den Bürgermeister, ihm bei der Suche nach einem Investor behilflich zu sein. Krause will dem Wunsch entsprechen. Bereits vor Wochen hatte der Bürgermeister bei einer internen Veranstaltung der CDU berichtet, dass sich ein Interessent für den "Großen Karl" bei ihm gemeldet habe.

Krause konfrontierte Thormählen auch mit den Vorwürfen, die Sicherheit in dem Gebäude zu vernachlässigen. "Ich habe ihm als Mensch ins Gewissen geredet", berichtet Krause. "Ich habe ihm gesagt: Sie setzen sehenden Auges Menschen Gefahren aus." Darauf habe Thormählen jedoch kaum reagiert, sagt Krause. Er vermutet, dass der Vermieter die Tragweite der Missstände immer noch nicht erkannt hat. "Ich halte ihn für überfordert", sagt der Kaltenkirchener Bürgermeister.

Nach seinen Angaben hat die Kreisverwaltung weitere Zwangsgelder gegen Thormählen angedroht und festgesetzt. Damit soll der Vermieter gezwungen werden, für den schnellen Einbau des Rauchabzugs und funktionierender Brandschutztüren zu sorgen. Politik und Verwaltung hatte dem Kreis Segeberg wiederholt vorgeworfen, zu zögerlich gegen Thormählen vorzugehen.

So wurden im vergangenen Jahr Zwangsgelder festgesetzt, aber nicht eingetrieben. Segebergs Landrätin Jutta Hartwieg hatte im Interview mit dem Hamburger Abendblatt Vorwürfe zurück gewiesen, nicht konsequent gegen die Missstände in dem Wohnhaus in Kaltenkirchen vorgegangen zu sein.

Thormählen hatte selbst Ende des vergangenen Jahres einen Architekten damit beauftragt, ein Sanierungskonzept für das Gebäude zu entwerfen und Finanzierungsgespräche mit der landeseigenen Investitionsbank geführt. Fachleute waren damals schon davon ausgegangen, dass Thormählen kaum Kredite für das Projekt erhalten wird.

Die Investitionsbank hat ebenfalls ein Sanierungskonzept in Auftrag gegeben, das für einen Käufer nützlich sein könnte. Außer der Gebäudesanierung fordert Krause ein Quartiersmanagement mit Sozialarbeiter, das nach einem Eigentümerwechsel beginnen könnte. Vorbild könnte ein ehemaliges Thormählen-Quartier in Elmshorn (Kreis Pinneberg) sein, das einst als Ghetto berüchtigt war und heute als saniert gilt. Ob Elmshorn ein Vorbild für Kaltenkirchen sein kann, will Krause bei einem Gespräch mit der Bürgermeistern Brigitte Fronzek klären.

Außerdem will Krause in Kürze mit Vertretern von Mietervereinen, des Vereins Großer Karl sowie des Jobcenters und des Kreissozialamtes sprechen. Der Bürgermeister will verhindern, dass künftig sozial Schwache ohne Wohnung in den "Großen Karl" eingewiesen werden. Außerdem will er Mietminderungen für die Bewohner durchsetzen. Besonders ärgert sich der Bürgermeister darüber, dass Thormählen große Summe auf seinem Konto verbuchen kann, die die Kommunen und die Arbeitsagentur zahlen. Sie zahlen die Mieten für die Hartz-IV-Empfänger, die im "Großen Karl" leben.