Im Musikverlag Bert Kaempfert werden Welthits von seiner Tochter Doris verwaltet. In “Rubbeldiekatz“ sind gleich zwei Lieder zu hören.

Henstedt-Ulzburg. BossHoss swingt, Nena singt. Detlev Buck, Matthias Schweighöfer und Alexandra Maria Lara singen auch. Doris Kaempfert lacht in Henstedt-Ulzburg. Sie freut sich, dass ein uralter Song plötzlich wieder in aller Ohren ist: "L.O.V.E" ist ein Lied, das ihr Papa 1963 Jahren geschrieben hat. 1965 hat Nat King Cole den Titel von Bert Kaempfert populär gemacht. Seitdem ist es ein Evergreen, ein Lied also, das immer wieder und überall gespielt wird. Einer der bekanntesten Songs in der Welt der populären Musik. Jetzt hat Regisseur Detlev Buck auf diesen Song zurückgegriffen und ihn für seinen aktuellen Film "Rubbeldiekatz" verwendet. Es ist auf der Soundtrack-CD erschienen und auf dem Album "Liberty Of Action" von BossHoss. Jetzt ist eine Single-Auskoppelung auf den Markt gekommen.

Viel Ehre also für ein altes Lied. Dabei hätte es dieser Ehre gar nicht bedurft. Denn "L.O.V.E" ist ein Dauerbrenner. Zuletzt hatte die britische Soulsängerin Joss Stone den Titel 2008 aufgenommen. In "Rubbeldiekatz" ist noch ein anderes Lied von Bert Kaempfert zu hören - und das ist noch gewinnträchtiger: "Strangers In The Night", für den Film neu eingesungen von Rea Garvey, Sänger, Gitarrist der deutschen Band Reamonn. Doris Kaempfert freut sich natürlich über so viel Interesse an der Musik ihres Vaters. "Es gibt immer wieder junge Musiker, die sich daran bedienen." Und das ist keine Frage der Ehre, sondern eine Frage des Geldes: Die 60-jährige Geschäftsfrau leitet im Henstedt-Ulzburger Ortsteil Götzberg die Bert Kaempfert Music Publishing GmbH, jenen Verlag also, der die Titel von Bert Kaempfert verwaltet.

Der Sänger und Komponist George Michael hat mit "Last Christmas" ein einträgliches Weihnachtslied geschrieben, das alljährlich im Dezember so oft im Radio zu hören ist, dass den Zuhörern die Ohren weh tun. Michael verdient damit viel Geld. Viel größere Geschäfte aber werden mit den Liedern von Bert Kaempfert gemacht: Während "Last Christmas" nur während der Weihnachtssaison - und hauptsächlich nur in Deutschland - gespielt wird, laufen Kaempfert-Songs täglich weltweit in den Radios, bei Konzerten, in Filmen im Fernsehen und auf CDs - "Spanish Eyes", einer der Jahrhundertsongs, so oft, dass alle Sendeminuten aneinandergereiht 150 Jahre ergeben würden. Rein theoretisch natürlich.

+++ "Die Beatles durften bei uns nicht ins Haus" +++

In Henstedt-Ulzburg liegen die Rechte für einige Lieder, die das vergangene Jahrhundert musikalisch geprägt haben. Bert Kaempfert war ein produktiver Komponist, Arrangeur, Produzent und Orchesterleiter. Nicht alle seiner rund 450 Titel, die in dem weißen Bauernhaus an der Götzberger Straße verwaltet werden, sind Welthits geworden, einige aber schon. "Es sind etwa 20 Titel, die das meiste Geld bringen", sagt Doris Kaempfert, die den Verlag seit 1989 führt. Darunter sind neben "Strangers In The Night", "Spanish Eyes" und "L.O.V.E" auch Titel wie "Danke Schoen", "A Swingin' Safari" oder "African Beat". Der Verlag selbst wurde 1963 gegründet, alles, was Kaempfert davor komponiert hat, liegt bei einem anderen Verlag, der allerdings auch von ihm mitgegründet wurde. Auch wenn Lieder vom anderen Verlag gespielt werden, kassiert Doris Kaempfert mit.

Deutschland, England, USA und Japan sind für Doris Kaempfert heute die interessantesten Musikmärkte. Und sie tut viel, um im Gespräch zu bleiben: "Wir bieten unseren Katalog an, wenn wir meinen, es könnte passen." Oft passt es - wie zum Beispiel 2010, als Helen Schneider eine CD mit Kaempfert-Songs produzierte. "Rubbeldiekatz" indessen war ein Selbstgänger. Für diesen Film haben die Produzenten die Lieder selbst ausgesucht.

Die Wege der Lieder sind oft verschlungen, bevor sie populär werden. "Spanish Eyes", ein Lied, das Bert Kaempfert unter dem Titel "Moon Over Naples" mit seinem Orchester selbst aufgenommen hatte, sollte eigentlich Freddy Quinn singen. Mit ihm wäre es wahrscheinlich weltweit nicht so ein Erfolg geworden wie mit Al Martino. Elvis Presley, für den Kaempfert das Lied "Wooden Heart" nach dem deutschen Volkslied "Muss i denn" bearbeitetet hatte, nahm diesen Song auch in sein Repertoire auf. "Strangers In The Night" hatte Bert Kaempfert für den Film "A Man Could Get Killed" mit James Garner, Melina Mercouri und Sandra Dee geschrieben - unter dem Titel "Beddy-Bye". Die LP mit dem Soundtrack war kein Erfolg, in Deutschland wurde sie gar nicht erst veröffentlicht. Erst als ein Text zu dem Lied geschrieben wurden, entstand der Titel: "Strangers In The Night" wurde Frank Sinatra angeboten, doch der lehnte ab. Als er allerdings hörte, dass ein anderer Sänger (Jack Jones) den Titel aufgenommen hatte, reagierte er: Am 11. April 1966, eine Woche nach Jones, nahm Sinatra den Titel in nur zwei Takes auf. In der Nacht darauf wurde der Song per Eilboten an die wichtigsten Radiostationen in den USA geschickt. Drei Wochen später stieg er in die Billboard-Charts ein und entwickelte sich zum Nummer-Eins-Titel. Fünf Millionen mal wurde er alleine in den USA verkauft. Das gleichnamige Album von Frank Sinatra war ebenfalls Nummer eins und ein Millionenerfolg.

Es war Frank Sinatras größter Erfolg, aber geliebt hat er das Lied offenbar nicht. Bei Konzerten machte er oft ironische Kommentare dazu, sang es zunächst oft nur kurz an oder versteckte es in Medleys. Erst Jahre später gehörte es zum festen Bühnenrepertoire des Sängers. Sinatra nahm übrigens noch drei weitere Kaempfert-Songs in sein Repertoire auf.

Solche Querelen sind Doris Kaempfert, die Frank Sinatra auch persönlich kennenlernte, heute herzlich egal. Sie freut sich, wenn der Song gespielt oder neu aufgenommen wird. Er wird mit Sicherheit auch fester Bestandteil der Jubiläums-Tour im Jahre 2013 sein: Bert Kaempfert wäre dann 90 Jahre alt geworden. Seine Tochter und ihr Musikverlag stellen dafür wieder ein Orchester zusammen, das mit Kaempferts "Easy-Listening-Songs" in vielen Konzertsälen Europas gastieren wird.