Verkehrsministerium bestätigt Übernahmepläne. Schleswig-Holstein will 50-Prozent-Anteil an die Hamburger Hochbahn verkaufen.

Kaltenkirchen. Jahrelang wurde in den Landesregierungen in Kiel und Hamburg über Konzepte für die Zukunft der AKN debattiert und gestritten. Jetzt steht offenbar eine Entscheidung kurz bevor, die bei den 312 Mitarbeitern des Kaltenkirchener Eisenbahnunternehmens für erhebliche Unruhe sorgt: Beide Bundesländer, denen die AKN je zur Hälfte gehört, wollen ihre Anteile an die Hamburger Hochbahn verkaufen, die sich zu 100 Prozent im Besitz der Hansestadt befindet und in Hamburg für das U-Bahnnetz und viele Buslinien verantwortlich ist. Die Eisenbahner aus Kaltenkirchen sorgen sich, dass ihre Interessen bei dem Deal auf der Strecke bleiben. "Wir haben Angst um unsere Arbeitsplätze", sagt der AKN-Betriebsratsvorsitzende Thomas Bartossek.

+++12,1 Millionen Fahrgäste++++

Bereits seit Jahren ist der Verkauf an die Hochbahn im Gespräch. Die Landesregierung in Kiel, die sich den Abbau der Schulden zum Ziel gesetzt hat, würde an ein städtisches Hamburger Unternehmen ihren 50-Prozent-Anteil an einer Eisenbahn abgeben, die fast nur auf schleswig-holsteinischem Gebiet unterwegs ist. "Die Hamburger Hochbahn hat kürzlich ein Konzeptpapier vorgelegt, das eine Übernahme der AKN und eine Restrukturierung in einem Zehn-Jahres-Zeitraum vorsieht", sagt der Sprecher des Kieler Verkehrsministeriums, Harald Haase. Das Konzeptmodell wird derzeit von Juristen und Wirtschaftsfachleuten überprüft. "Ich denke, dass wir voraussichtlich in wenigen Wochen Klarheit erhalten, ob wir diesen Weg gehen können", sagte Haase.

Für seinen Chef kämen Proteste wütender Eisenbahner aus Kaltenkirchen, die sich um ihre Jobs sorgen, allerdings zur Unzeit. Verkehrsminister Jost de Jager (CDU) will nach den Landtagswahlen im Mai Ministerpräsident werden. Seine Staatssekretärin Tamara Zieschang hatte vor einer Woche bei einem Informationsbesuch von der CDU-Politikern bei der AKN nur nebulös auf Fragen zu den Verkaufsplänen geantwortet.

Die AKN fällt als Verkehrsunternehmen in de Jagers Ressort. Der Verkauf der Landesanteile ist jedoch Sache des Finanzministeriums Dort reagiert man auf Anfragen zugeknöpft. Man entwickele ein Unternehmensmodell, um nachhaltig die laufenden Defizite zu begrenzen, sagte Ministeriumssprecher Matthias Günther. Die Hamburger Hochbahn und die Wirtschaftsbehörde wollten sich zu den Verhandlungen nicht äußern. Nach Informationen der Norderstedt-Redaktion des Hamburger Abendblatts hat die Landesregierung ausschließlich mit der Hochbahn verhandelt. Nur so sei ein Einvernehmen über den Verkauf mit der Stadt Hamburg zu erzielen gewesen, hieß es in der Landeshauptstadt Kiel.

"Bei einem Verkauf herrscht das Prinzip Einigkeit." Eisenbahnexperten halten eher einen Verkauf an die Hamburger S-Bahn für logisch, da die Planungen für eine S-Bahnverbindung auf der AKN-Strecke nach Kaltenkirchen begonnen haben und das Unternehmen mit dem kompletten Fachwissen ausgestattet ist. Als Käufer kam die 100-prozentige Tochter der Deutschen Bahn jedoch nie infrage, weil das Kartellamt würde einen Kauf der AKN-Anteile kaum genehmigen würde.

Eine Übernahme der AKN durch die Hochbahn sei nicht im Interesse der Beschäftigten, sagt Betriebsratschef Bartossek. Er fürchtet, dass Teile der etwa 60-köpfigen AKN-Verwaltung wie die Personalabteilung, das Controlling und das Finanzwesen in dem großen Apparat der Hochbahn aufgehen könnten. "Hier geht es um eine Menge Arbeitsplätze", sagte Bartossek. "Wir können nur vor unüberlegten Entscheidungen warnen."

Bartossek glaubt nicht, dass der Verkauf im Sinne des Landes sein könne. Auch danach müsste Schleswig-Holstein für die Pensionen der Eisenbahner und den Verkehr auf dem Streckennetz bezahlen, verlöre aber jeden Einfluss. Bartossek fordert Auskunft darüber, ob die AKN direkt an die Hochbahn verkauft werden soll oder an die Tochtergesellschaft Benex, die je zur Hälfte der Hochbahn und einem privaten Investor gehört. Bartossek: "Es stellt sich die Frage, ob öffentliches Eigentum an einen Privateigentümer übertragen wird."