Großer Andrang: Hunderte Gäste waren beim Neujahrsempfang in Kaltenkirchen. Auch andere Gemeinden stimmten sich auf das Jahr 2012 ein.

Kreis Segeberg. So groß war der Andrang selten. Bis auf den Rathausvorplatz standen die Kaltenkirchener am Sonntagvormittag Schlange, um am Neujahrsempfang teilzunehmen. Die Zahl der Stühle im Ratssaal und auf der Empore reichten nicht aus, um allen Besuchern einen Sitzplatz zu bieten.

Der Mann, der so viele Bürger ins Rathaus lockte, stand mit seiner prächtigen Amtskette geschmückt im Foyer im ersten Stock und schüttelte gemeinsam mit Bürgervorsteherin Elke Adomeit geduldig Hunderte Hände, lächelte stets freundlich und wünschte den Bürgern ein gutes neues Jahr. Hanno Krause, der neue Bürgermeister der Stadt, war der Mann, den alle sehen wollten. Gerade mal acht Tage im Amt, stand er vor der großen Herausforderung, öffentlich eine gute Figur machen zu müssen.

Jede Menge lokale Prominenz war gekommen: Landrätin Jutta Hartwieg, der Vize-Präses der Industrie- und Handelskammer, Bernd Jorkisch, Stadtvertreter, Mitglieder der Vereine und Verbände sowie Bürger ohne Amt und Würden, die ihren Bürgermeister einmal live erleben wollten.

Diskret vermied es der "Neue" in seiner Neujahrsansprache, eine Rückschau auf das vergangene Jahr zu halten, zu der zwangsläufig auch die Querelen zwischen seinem abgewählten Vorgänger Stefan Sünwoldt und vielen Kommunalpolitikern gehört hätte. Krause beließ es bei den Worten "Trotz positiver Botschaften gab es leider auch Situationen, die der weiteren Entwicklung unserer Stadt nicht nützlich waren" und richtete seinen Blick in die Zukunft. "Ich lade Sie also ein, nein, ich fordere Sie auf, sich als Bürgerinnen und Bürger und als politische Vertreter, egal welcher Fraktion oder Partei, gemeinsam an der Gestaltung unserer Stadt weiterhin aktiv in einem sachlichen und zielorientierten Dialog zu beteiligen", rief er den Kaltenkirchenern zu.

Höhepunkt des Empfangs war die Verleihung der Ehrennadel an Horst Zawada. Damit würdigte die Stadt das ehrenamtliche Engagement des Kaltenkircheners, der seit 1984 Mitglied der Kaltenkirchener Turnerschaft ist und den Verein von 2003 bis Anfang 2011 geleitet hat. "Seine Leistung ist ein gar nicht hoch genug einzuschätzender Dienst für die Stadt Kaltenkirchen", heißt es in der Begründung.

In Henstedt-Ulzburg saust ein Wasserglas in die Tiefe

Der Neujahrsempfang in Henstedt-Ulzburg begann mit einem kleinen Malheur. Während Bürgermeister Torsten Thormählen mehr als 400 Bürger im Rathaus begrüßte, flog aus der Empore ein Wasserglas nach unten, verfehlte jedoch die Gäste und zerschellte auf dem Teppich. Der gut gelaunte Verwaltungschef nahm dies mit einem Lächeln zur Kenntnis.

In seiner Rede griff er mehrere Themen auf, die die Ulzburger im abgelaufenen Jahr bewegten oder künftig für Gesprächsstoff sorgen werden. Dazu gehören die Umbauarbeiten und die Errichtung des neuen Ulzburg-Centers. Die Arbeiten werden voraussichtlich im April starten.

Die Bürger sollen in Großprojekte mit einbezogen werden. So erklärte Thormählen zu den nötigen Straßenbaumaßnahmen: "Gerade die in den fünfziger bis siebziger Jahren gebauten Straßen halten den heutigen Belastungen nicht mehr stand. Wir werden aber von vornherein - wie bei der Theodor-Storm-Straße - Wünsche der Anwohner berücksichtigen."

Finanziell sieht Tormählen Henstedt-Ulzburg für 2012 solide aufgestellt. "Wir sind keine arme Gemeinde und haben einen ausgeglichenen Haushalt. Aber wir erwirtschaften auch keine Überschüsse und sind deswegen auch nicht reich."

Die Sternsinger sammelten nach ihrem Auftritt 932 Euro an Spenden. All dies beobachtete ein Gast mit speziellem Interesse. Chettapat Kraikhaw aus dem thailändischen Phatumthani ist mit den Traditionen Henstedt-Ulzburgs nicht vertraut. Der 37-jährige Major ist seit 2010 an der Führungsakademie der Bundeswehr in Hamburg-Blankenese eingeschrieben - die Gemeinde Henstedt-Ulzburg übernimmt für dortige ausländische Gäste regelmäßig Patenschaften. "Das hier ist eine neue Erfahrung für mich, so etwas kannte ich noch nicht", sagte der Asiate zum Programm im Ratssaal.

Bramstedter Ehrenteller für Annegret Mißfeldt und Margit Hörstrup

Beim Neujahrsempfang der Stadt Bad Bramstedt wies Bürgermeister Hans-Jürgen Kütbach gleich zu Beginn seiner Rede scherzhaft darauf hin, dass er keinen Spagat vorführen werde, obwohl sich die Metapher von der anspruchsvollen Sportübung wie ein roter Faden durch seine Rede zog.

Seine Botschaft lautete: Die Bramstedter Bürgerinnen und Bürger werden sich strecken müssen, um die Herausforderungen der Stadt zu bewältigen. Die Stadt ist zwar hoch verschuldet, muss aber dennoch Bürgern und Gästen Lebensqualität bieten. Die Innenstadt soll nach den Worten des Verwaltungschefs schöner werden und muss gleichzeitig erreichbar bleiben. Kütbach rief dazu auf, nicht im Kirchturmdenken zu verharren. Die Zukunft der Stadt gehöre Kooperationen wie Nordgate und dem Holsteiner Auenland.

Traditionell verleiht die Stadt beim Neujahrsempfang zahlreiche Auszeichnungen an Sportler und Bürger, die sich besondere Verdienste erworben haben. Den Ehrenteller der Stadt erhielten unter anderem Bürgervorsteherin Annegret Mißfeldt, die sich seit zwölf Jahren kommunalpolitisch engagiert, und Margit Hörstrup, die mit dem Verkauf von Fotokarten die Leukämiestiftung des Tenors José Carreras unterstützt. In der TV-Gala von Carreras hatte sie, wie berichtet, kurz vor Weihnachten einen Scheck in Höhe von mehr als 50 000 Euro überreicht.

Alveslohes Bürgermeister Peter Kroll mahnt Ehrlichkeit an

In der Gemeinde Alveslohe mahnte Bürgermeister Peter Kroll in seiner Neujahrsansprache mehr Glaubwürdigkeit an und spielte damit auf den deutschen Bundespräsidenten Christian Wulff an. "Ich sehe neben dem Wort Hoffnung auch die Wörter Vertrauen, Vertrauen in die Zukunft, Ehrlichkeit und Glaubwürdigkeit als wichtigste Botschaft für das bevorstehende Jahr 2012 an. Denn Teile der Gesellschaft scheinen mittlerweile offensichtlich selbst in Spitzenfunktionen andere Maßstäbe für sich zu setzen und den in jeder Beziehung stattfindenden Werteverlust häufig mehr oder weniger zu rechtfertigen und häufig auch bewusst hinzunehmen", sagte Bürgermeister Kroll.

Heiße Feger beim Neujahrsempfang des Norderstedter Amateur-Theaters

"Yes Sir, I Can Boogy!" trällerte es aus dem Recorder, und zwei heiße Feger mit tiefen Dekolletés im großen Schwarzen legten beim Neujahrsempfang des Norderstedter Amateur-Theaters (NAT) im Festsaal am Falkenberg eine kesse Sohle aufs Parkett.

"Baccara" imitierten Martina Linnig und Petra Kühl, und dem Damen-Duo gelang eine hervorragende Parodie auf das spanische Disco-Duo, das Ende der 70er Welthits hatte. Mit Stock, Hut und Mantel parodierten sie ebenso witzig das Komiker-Duo Dieter Hallervorden und Helga Feddersen als Blues Brothers zu "Everybody Needs Somebody". Auch für den selbst geschriebenen Sketch "Konkurrenz" in schrillen 70er-Jahre-Klamotten erhielten Linnig und Kühl viel Beifall der Gäste, darunter Norderstedts Stadtpräsidentin Kathrin Oehme.

Petra Kühl ist eine "Zurückgekehrte". Sie war vor 30 Jahren schon einmal NAT-Mitglied. "Doch als 25-Jährige hatte ich damals andere Interessen. Jetzt möchte ich gern Charakterrollen spielen", sagt Kühl.

Martina Linnig steht mit Herbert Paschen und Ann-Kathrin Düßler im Frühjahrsstück "Dat Dokterbook" auf der Bühne des Festsaals am Falkenberg. Premiere ist am 8. März.

"Wir wünschen uns fürs neue Jahr mehr aktive Mitglieder", sagt Angy Wermke. Jubiläen und große Feste stehen beim NAT in diesem Jahr nicht auf dem Programm. "Aber wir sind beim Kulturträger-Tag 'Bühne frei!' im Kulturwerk am See dabei und teilen uns beim Schleswig-Holstein-Tag nach dem Motto "Plattdeutsch in Norderstedt" eine Pagode mit Tanks Theater."