Die Worte zu Weihnachten und zu Neujahr sind gesprochen - Bundespräsident und Bundeskanzlerin rufen auf, mit Mut in das neue Jahr zu gehen. Ja, den werden wir brauchen, denn es wird ein schwieriges Jahr - die Kanzlerin hat es angekündigt. Die Schuldenkrise der Euro-Staaten wird die kommenden Entscheidungen weiterhin prägen. Ob wir daraus gestärkt hervorgehen, wie Kanzlerin Merkel meint, wird sich zeigen. Es wird an uns allen liegen, ob wir die Krise erfolgreich meistern, so meint sie und schließt mit einem Zitat von Heinrich Heine: "Deutschland - das sind wir selber." Recht hatte Heine! Doch ob er, der scharfe Analytiker und Kritiker herrschender Verhältnisse, dieses Wort heute so gesagt hätte, wage ich zu hinterfragen.

Eine Alternative möchte ich trotzdem anbieten - wiederum Heinrich Heine. Er, der große Zweifler - auch an religiösen Traditionen - bezweifelte eines nicht: die Existenz von Engeln.

Lichtgeschöpfe sonder Mängel.

Hier auf Erden wandeln sie.

Nur, gnäd'ge Frau, die Flügel

Sprech' ich jenen Wesen ab;

Engel gibt es ohne Flügel,

wie ich selbst gesehen hab.

Lieblich mit den weißen Händen,

lieblich mit dem schönen Blick,

schützen sie den Menschen,

wenden von ihm ab das

Missgeschick.

Mutig in die Zukunft gehen kann nur, wer sich begleitet weiß. Von menschlichen Engel, wie es Heine wunderschön beschreibt, oder auch in der Weise, wie es der Engel in der Weihnachtsgeschichte beschreibt: "Fürchtet euch nicht! Siehe, ich verkündige euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird; denn euch ist heute der Heiland geboren, welcher ist Christus, der Herr, in der Stadt Davids." Erst eine solche Begleitung macht Mut. Gott ist ein mitgehender, mitfühlender Gott. Er weiß um Ängste und Schwierigkeiten unseres Lebens. Er selbst kommt in diese Welt, geht mit uns durch das Jahr.

Einen solchen Engel wünsche ich Ihnen, einen, der auf Ihr Leben blickt und der Sie gleichzeitig zu einem Engel für andere werden lässt. Denn eines ist sicher - es braucht viel Mut und es braucht viele Engel, um wirklich mit Zuversicht die Probleme anzugehen, die es weltweit (...weit mehr als nur eine Eurokrise) zu lösen gilt.

Dr. Karl-Heinrich Melzer ist Propst im Ev.-Luth. Kirchenkreis Hamburg-West/Südholstein