Der Streit in der WHU geht weiter. Niemand will den Vorsitz der Wählergemeinschaft übernehmen

Henstedt-Ulzburg. Unter Punkt sieben der Tagesordnung für die Jahreshauptversammlung könnte es spannend werden: "Antrag unseres Mitglieds Bodo Grützbach auf einheitliches Auftreten der WHU." Die Mitglieder werden darüber am Donnerstag, 19. Januar, lange diskutieren. Denn einheitlich wirkt die Wählergemeinschaft schon lange nicht mehr. Zu heftig ist der an die Öffentlichkeit getragene Streit inzwischen. Der jüngste Paukenschlag: Annette Marquis, stellvertretende Fraktionsvorsitzende und stellvertretende Bürgermeisterin, gibt ihr Mandat als Gemeindevertreterin zurück. Zum Jahresende war das langjährige Fraktionsmitglied Jens-Uwe Steffen zurückgetreten.

Beide Rücktritte haben allerdings nichts mit den derzeitigen Querelen in der WHU zu tun. Annette Marquis, die ehrenamtliche Interims-Bürgermeisterin vor dem Amtsantritt von Torsten Thormählen, hört auf, weil sie in der Gemeindeverwaltung im Bereich der Kindergartenplatzvergabe zu arbeiten beginnt. Als Gemeindebedienstete kann sie nicht gleichzeitig Gemeindevertreterin sein. Nachrückerin wird Doris Dosdahl - und das kann heikel werden. Denn die kommissarische Vorsitzende der WHU gehört nicht (mehr) zu den politischen Freundinnen der WHU-Fraktionsvorsitzenden Karin Honerlah. Die Führungsmethoden der Fraktionschefin sind umstritten, eine Neuwahl des Fraktionsvorstandes soll sie verhindert haben. Selbst äußern kann sie sich zu den neuen Entwicklungen in der WHU derzeit nicht: Sie befindet sich im Urlaub und war gestern telefonisch nicht zu erreichen.

Doris Dosdahl ihrerseits ist umstritten. Teile der WHU werfen ihr vor, als kommissarische Vorsitzende nicht aktiv genug gewesen zu sein. Auch deshalb verspricht die Jahreshauptversammlung spannend zu werden: Gewählt werden muss ein neuer Vorstand - aber Doris Dosdahl stellt sich nicht zur Wahl: "Ich mache alles ehrenamtlich, irgendwann geht es nicht mehr." Sie weiß, dass in der WHU intern mehr über die eigenen Probleme als über die Gemeindepolitik diskutiert wird - zumindest wird das öffentlich so wahrgenommen. "Wir haben uns ein Jahr um uns selbst gedreht, jetzt müssen wir uns wieder auf die Politik konzentrieren."

Bürgervorsteher Schäfer, der WHU-intern auch von der Fraktionsvorsitzenden abgerückt ist, empfiehlt Karin Honerlah, den ersten Schritt zu machen: "Sie muss den Streit für beendet erklären." Auch er will nicht nächster Vorsitzender der WHU werden.

Letzter ordentlicher Vorsitzender war Martin Andernacht, der aber im März vergangenen Jahres, kurz nach seiner Wiederwahl, zurückgetreten ist. Offiziell wurde das mit seinem beruflichen Engagement begründet, inoffiziell wurde aber bekannt, dass die Auseinandersetzungen über die Führung der Fraktion ausschlaggebend gewesen sein soll. Ob es während der Jahreshauptversammlung (19.30 Uhr, Bürgerhaus) tatsächlich zu einer Neuwahl des Vorstandes kommt, ist fraglich: Vor dem Tagesordnungspunkt Wahlen müssen diverse inhaltlich schwerwiegende Anträge abgearbeitet werden.