Arbeiten im “Großen Karl“ sollen demnächst beginnen. Finanzierung noch nicht gesichert

Kaltenkirchen. Der Druck auf den Vermieter der Wohnungen im "Großen Karl" in Kaltenkirchen zeigt offenbar Wirkung. Gerd Thormählen verhandelt intensiv mit der Investitionsbank Schleswig-Holstein, wie eine Sanierung des berüchtigten Hochhauses am Flottmoorring finanziert werden könnte. Thormählen geht von Kosten in Höhe von 3,5 bis 4 Millionen Euro aus. Die Bank ist jedoch bei ihrer Kalkulation auf eine deutlich höhere Summe gekommen. "Sie schätzt die Kosten auf sechs Millionen Euro", sagte Thormählens Architekt Dieter Klünder, der das Sanierungskonzept erstellt.

Vorrang hätten die Arbeiten bei den Brandschutzeinrichtungen, die in der kommenden Woche beginnen sollen, berichtet der Architekt. Es werde eine lange Liste mit Forderungen abgearbeitet, die der Kreis Segeberg vor einem halben Jahr vorgelegt habe. In den kommenden neun Monaten werden die 150 Brandschutztüren in dem Gebäude ausgetauscht. Außerdem werden die automatischen Rauchabzugsanlagen saniert und Brandschutzwände im Keller geschlossen. "Die Aufträge sind erteilt", sagt Klünder.

Die Kreisverwaltung, die den Brandschutz überwacht, hatte im Dezember Thormählen aufgefordert, Belege vorzulegen, dass die Aufträge tatsächlich erteilt worden sind. Inzwischen liegen die Dokumente dem Kreis Segeberg vor, zufrieden sind die Brandschutzexperten jedoch nicht. Ein Sprecher hatte am Dienstag angekündigt, die Maßnahmen gegen Thormählen zu verschärfen und die Verhängung von Zwangsgeld angekündigt (wie berichteten).

Auch Kaltenkirchens neuer Bürgermeister Hanno Krause hatte dazu aufgerufen, die Sicherheitsmängel umgehend zu beseitigen und den Druck auf Thormählen nochmals zu erhöhen. Defekte Brandschutzeinrichtungen hätten bei einem Feuer vor einer Woche beinahe zu einer Katastrophe im "Großen Karl" geführt. Dichter Qualm hatte in mehreren Etagen die Rettungswege versperrt. Der Rauch konnte wegen der defekten Klappen nicht nach oben abziehen. Durch die Türen, die sich nicht wie vorgeschrieben von selbst schließen, war er bis vor die Haustüren der Mieter gezogen.

Größter Posten bei der Sanierung des "Großen Karls" werde die Außenfassade sein, sagte Architekt Klünder. "Das wird sehr, sehr aufwendig." Thormählen plane eine energetische Sanierung und den Austausch der Fenster. Außerdem sei die Installation moderner Heiztechnik und eine Dachsanierung vorgesehen, kündigte Klünder an. "Wir wollen sozusagen dem Haus einen Wintermantel anziehen", sagte er. Jede Maßnahme hänge jedoch von einer Finanzierung ab.

An den Planungen sei die Arbeitsgemeinschaft für zeitgemäßes Bauen beteiligt, teilte Klünder mit. Dort werde ebenfalls eine Kostenschätzung vorgenommen. Mitte des Monats hat Thormählen einen Termin bei der Arbeitsgemeinschaft, die Bauherren, Kommunen und Planer bei technischen und bauwirtschaftlichen Fragen berät. "Wir begleiten Bauvorhaben und Bauprozesse, je nach Anforderungsprofil, von Beginn an bis zur endgültigen Fertigstellung", heißt es auf der Homepage des Vereins, der seinen Sitz in Kiel hat.

Eine Komplettsanierung der Wohnungen plane Thormählen nicht. "Das erfolgt schon jetzt sukzessive", sagte der Architekt. "Bei jedem Mieterwechsel wird renoviert."