Norderstedt. Clara Kramer ermunterte ihn, niederdeutsche Geschichten zu schreiben. Als die Plattdeutsch-Kolumnistin des Hamburger Abendblatts, Regionalausgabe Norderstedt, im Juni 2005 starb, folgte der Schüler seiner Lehrerin, und Ernst Meyer übernahm die Plattdeutsch-Kolumne unter dem Motto "So seh ik dat". Jetzt ist auch Ernst Meyer tot. Er starb am Montag nach einer Herz-Operation und hinterlässt Ehefrau Harriet, drei Töchter, sieben Enkel und Urenkel.

Ernst Meyer wurde 84 Jahre alt. Die Geschichten, die er schrieb, waren sein Leben. "Minsch, hebbt wie fröher ballert!" über Silvester in seiner Jugend beispielsweise. Oder "Rode Grütt", die er so gern kochte und noch lieber aß. Oder über "Coronar-Sport - een gode Saak", über seine Sammelleidenschaft und vor allem über das Verbrechen des Hitler-Regimes an den Juden, den Holocaust. Er wollte, dass die Jugend aus der Vergangenheit für die Zukunft lernt. Und er erhielt Auszeichnungen. Beim NDR-Schreibwettbewerb 2000 zog Ernst Meyer mit seiner Geschichte "Hartpuckern" an 2200 Mitbewerbern vorbei und landete im NDR-Buch "Dat eerste Mal". Aus seinen Geschichten wurden Erzählbände und Hörbücher, er wurde zu Leseabenden eingeladen.

Neben dem Schreiben und Fotografieren war das Sammeln Ernst Meyers Leidenschaft. Plattdeutsche Bücher, altes Porzellan und Silber, Zinnsoldaten, Notgeld, Postkarten - viele Exponate sind heute in Museen, beispielsweise im Altonaer Museum. Ernst Meyer hat ein Stück Vergangenheit in die Zukunft gerettet. Tschüs, Ernst Meyer!