Eine Glosse von Hinnerk Blombach

Seit geraumer Zeit verfolgen wir mit wachsender Begeisterung, dass es so wertvolle Einrichtungen wie die Gesellschaft für deutsche Sprache in Wiesbaden gibt, die alljährlich seit 1971 das "Wort des Jahres" kürt und uns in der Vergangenheit so wunderbare Schöpfungen wie "Besserwessi", "Teuro" oder sogar "Bundeskanzlerin" (!) im kollektiven Gedächtnis verankert hat.

Und damit wären wir auch schon annähernd beim Thema, nämlich beim Bundespräsidenten. Der hat, vermutlich in der ganzen Tragweite eher unbeabsichtigt, ein Wort des Tages geprägt. Und zwar ein Wort, an dem der Rubikon quasi zum Nabel der Nachrichten-Welt wurde. Jener Grenzfluss also, der seinerzeit die römische Provinz Gallia cisalpina und das eigentliche Italien trennte, und den Gaius Julius Caesar im römischen Bürgerkrieg am 10. Januar 49 v. Chr. überschritt. Von diesem Zeitpunkt an wusste der Feldherr, dass es kein Zurück mehr gab.

Der Bundespräsident, für den ein Zurück zunehmend wahrscheinlich wird, hat nun dem altertümlichen Fluss mithilfe einer eher neuzeitlichen Einrichtung wie der Handy-Mailbox des "Bild"-Chefredakteurs zu neuer Berühmtheit verholfen.

Es ist daher zu vermuten, dass sich der 3. Januar 2012 als Rubikon-Dienstag in unser kollektives Gedächtnis einbrennen wird. Oder, globalisiert wie wir Deutschen sind, sogar in der international kompatiblen Form Rubikon Tuesday.