Prozess gegen Pädophilen beginnt. Staatsanwältin spricht von einer “Widerwärtigkeit, die nicht zu überbieten ist“

Kreis Segeberg. Der Vorwurf der Staatsanwaltschaft klinkt ebenso ungeheuerlich wie widerlich: Ab morgen steht in Kiel ein 36 Jahre alter Mann aus Traventhal bei Bad Segeberg vor Gericht, der laut Anklageschrift ein acht Jahres altes Kind entführen, missbrauchen und töten wollte. Der einschlägig vorbestrafte Daniel V. soll für das geplante Verbrechen nach einem Komplizen im Internet gesucht haben. Außerdem werfen die Ermittler dem Schichtarbeiter vor, auf seinem Computer im großen Mengen Kinderpornos gespeichert zu haben.

Ein Spezialeinsatzkommando der Landespolizei hatte den Pädophilen im vergangenen Herbst verhaftet. Der Zugriff sollte möglichst blitzschnell erfolgen, damit V. keine Chance erhalten könnte, seine Dateien per Knopfdruck zu löschen. "Nur so war die Sicherung der ansonsten vor dem Zugriff der Strafverfolgungsbehörden durch mehrere Schutzvorrichtungen gesicherten Daten zu gewährleisten", sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft. Der Einsatz war ein Erfolg: Die Beamten stellten bei Daniel V. 200 000 Fotos und 2000 Videodateien mit kinderpornografischen Darstellungen sicher, auf denen nach Angaben der Anklagebehörde zum Teil auch schwerste Gewaltanwendungen gegen Kinder zu sehen sind.

Die Ermittlungen gegen den 36-Jährigen kamen nach einem Hinweis des Bundeskriminalamtes ins Rollen, das ein Pädophilennetzwerk im Internet aufgedeckt hatte. Bei dem Großverfahren mit dem Namen "Geisterwald" ermittelte die Polizei zunächst verdeckt. Als sich der Tatverdacht bestätigte, beantragte die Staatsanwaltschaft in Kiel einen Haftbefehl und einen Durchsuchungsbeschluss.

Mit der Auswertung der sichergestellten Dateien waren Beamte der Segeberger Kriminalpolizei und des Landeskriminalamtes mit Unterstützung weiterer Kollegen vier Monate beschäftigt. Dabei bestätigten sich auch die Hinweise darauf, dass der Mann ein Kind entführen, missbrauchen und töten wollte. Die Ermittler fanden Protokolle von Chats, bei denen der Angeklagte einen Gleichgesinnten für das Verbrechen gesucht hatte.

Daniel V. war wegen eines fast identischen Delikts im Jahr 2002 zu einer zweijährigen Bewährungsstrafe verurteilt worden. Die Staatsanwältin sprach von einer "Widerwärtigkeit, die nicht zu überbieten ist". V. hatte sieben Seiten mit detaillierten "Anleitungen" zum Kindermissbrauch ins Internet gestellt. Darin hatte er beschrieben, was er einem entführten Schulmädchen antun wollte. Damals hatten die Ermittler 17 000 Bilder und 650 Filme mit Kinderpornos bei ihm gefunden.

Der Pädophile lebte mit seinem Kind und Lebensgefährtin zusammen, bis die Frau sich im 2008 von ihm trennte. In Traventhal wohnte er in einer Ein-Zimmer-Wohnung. Nachts habe dort fast immer das Licht gebrannt, hatten Nachbarn berichtet. V. arbeitete in der Meierei in Leezen.

Der Prozess vor der achten Großen Strafkammer des Landgerichts Kiel beginnt um 9 Uhr. Das Gericht hat sechs Verhandlungstage anberaumt.