450 Gäste stießen im Bürgerhaus mit Freibier auf Henstedt-Ulzburgs neuen Bürgermeister Torsten Thormählen an

Henstedt-Ulzburg. "Ich bin überwältigt. Das Bürgerhaus ist bis auf den letzten Platz gefüllt. Das zeigt mir, dass ihnen ihre Gemeinde am Herzen liegt, sagt der Mann, der Henstedt-Ulzburg in die Zukunft führen wird. Thorsten Thormählen, 45, wurde am Freitag offiziell in sein neues Amt als Bürgermeister eingeführt und vereidigt. Es ist allerdings nicht auszuschließen, dass es ausschließlich das Interesse am weiteren Schicksal Henstedt-Ulzburgs war, das für ein volles Haus gesorgt hat. Immerhin spendierte die Gemeinde Freibier, und nach der Zeremonie musste Thormählen 450 Hände schütteln.

"Torsten Thormählen ist nach Heinz Glück und Volker Dornquast erst unser dritter Bürgermeister. Und das darf ein wenig herausgehoben gewürdigt werden", sagte Bürgervorsteher Carsten Schäfer zur Begründung der feierlichen Amtseinführung. In einer normalen Sitzung der Gemeindevertretung wäre das Ereignis untergegangen. Und das die Bevölkerung mit von der Partie ist, sei selbstverständlich. Schließlich sei der neue Verwaltungschef vom Volk und für das Volk gewählt worden. "Bei der Wiederwahl in acht Jahren wird die Feier dann bescheidener ausfallen", fügte Schäfer hinzu.

Er erinnerte an die acht Monate ohne Bürgermeister. Amtsinhaber Volker Dornquast wechselte nach der Landtagswahl als Staatssekretär ins Innenministerium. "Sein Weggang hat uns wie ein Blitzschlag getroffen", sagte Anette Marquis, Dornquasts Stellvertreterin. Sie musste einspringen, unvorbereitet und plötzlich.

"Ich denke aber, dass wir die Situation mit vereinten Kräfte ganz gut gemeistert haben", sagte die Interims-Bürgermeisterin, die ihren Stellvertretern Elisabeth von Bressensdorf und Siegfried Ramcke sowie Bürgervorsteher Schäfer und seinen Vertretern Edda Lessing und Johann Schümann für die Unterstützung dankte. Ihr Dank galt auch den Mitarbeitern im Rathaus mit dem büroleitenden Beamten Jens Richter an der Spitze. Dennoch sei sie froh, dass nun "endlich der Tag gekommen ist, an dem es wieder einen hauptamtlichen Verwaltungschef gibt".

"Gerade in der letzten Zeit hat unsere Verwaltung gezeigt, dass sie gute Arbeit leistet und hervorragende Solisten in ihren Reihen hat. Nun haben wir den Dirigenten, der für die Solisten voll und ganz da ist", sagte der Bürgervorsteher. Es stehe ein Mann an der Spitze, der Führungsstärke, Kompetenz, Weitblick und Durchsetzungsvermögen in einer Person vereine. Eigenschaften, die nötig seien, um die großen Herausforderungen, vor denen die Gemeinde stehe, zu bewältigen.

Schäfer nannte stichwortartig die Neugestaltung des Ulzburg-Centers. Bis zur entscheidenden Sitzung der Gemeindevertreter am 5. Juli müssten die Gutachten noch nachgebessert werden. Seit 2009 müsse Henstedt-Ulzburg hohe Ausfälle bei den Steuereinnahmen hinnehmen und dennoch investieren. Allein zehn Millionen Euro für die Expansion des Gewerbegebietes, hinzu kämen hohe Kosten für zahlreiche Baumaßnahmen. Die Schulden steigen von zehn Millionen Euro im Jahr 2008 planmäßig auf 25 Millionen Ende 2010. Es werde 600 000 Euro kosten, die Winterschäden zu beseitigen, und die Zukunft des Großsportvereins müsse gesichert werden.

"Ich habe seit meiner Wahl unzählige Glückwünsche erhalten. Das zeigt mir, wie viel Vertrauen sie mir entgegen bringen, aber auch, wie groß die Erwartungen sind", sagte Thormählen. Er wolle all seine Kraft einsetzen, um die Gemeinde in eine gute Zukunft zu führen. Das sei nicht leicht, auch in Henstedt-Ulzburg würden die Finanzen einbrechen. Es werde nicht leicht sein, das Geld gerecht zu verteilen.

Er wisse, dass er in sehr große Fußstapfen treten wird. Sein Vorgänger habe viel für Henstedt-Ulzburg erreicht und sei sehr beliebt. "Ich werde vieles anders machen und bitte sie, mich dabei zu begleiten", sagte der neue Verwaltungschef. Er wolle einen offenen Austausch mit allen politischen Parteien pflegen und dazu beitragen, dass das "Klima in der Gemeindevertretung besser wird". Unsachliche Äußerungen bringen nicht weiter. Wenn eine Entscheidung demokratisch gefallen ist, sollte sie von allen akzeptiert werden.

Auch das gute Verhältnis zur Kirche sowie zu den Vereinen und Verbänden, die sich sehr für das gesellschaftliche Leben in der Gemeinde einsetzen, will Thormählen ebenso erhalten und ausbauen wie die Städtepartnerschaften. "Ich hoffe dass wir die intensiven Kontakte fortsetzen und die vielen Freundschaften, die über die Grenzen hinweg entstanden sind, aufrecht erhalten und vertiefen können", sagte Horst Löhr für die vier Freundeskreise der Partnerstädte und überreichte Thormählen ein in Leder gebundenes Gästebuch. Ähnlich äußerte sich auch Emilia Niemyt, Bürgermeisterin der polnischen Partnergemeinde Wierzchowo. Sie war mit Kindern ins Bürgerhaus gekommen, die gerade zum Schüleraustausch in Henstedt-Ulzburg sind, und dem Bürgermeister mit Blumen gratulierten.

"Wir brauchen nicht nur den homo politicus, sondern leider auch den homo calculator", sagte Segebergs Landrätin Jutta Hartwieg und ging auf Schäfer ein. Er habe in seinem Griechenland-Urlaub gelernt, dass politische Interessierte auf Griechisch "Politikos" heißen, die Desinteressierten "idiotes". Ein Bürgermeister müsse, so die Landrätin, heute eben auch verdammt gut rechnen und kalkulieren können.