Bei Gazit liegen die Pläne für die Bebauung des Geländes rund um den AKN-Bahnhof immer noch auf Eis

Kaltenkirchen. Die Kaltenkirchener werden weiter mit ihrer grünen Wiese in bester Innenstadtlage leben müssen. Beim Immobilienkonzern Gazit liegen die Pläne für die Bebauung des Geländes rund um den AKN-Bahnhof immer noch auf Eis. Das erfuhr Bürgermeister Stefan Sünwoldt beim Gespräch mit Gazit-Geschäftsführer Ohad Gil, der seit einigen Monaten im Unternehmen allein für das Kaltenkirchener Projekt verantwortlich ist - ohne Architekten oder andere Planer.

Gil solle das Projekt "kostenmäßig optimieren", berichtete Sünwoldt und machte keinen Hehl daraus, dass sich die Stadt und Gazit über das künftige Vorgehen nicht einig sind. Gil habe vorgeschlagen, seine Pläne drastisch abzuspecken und ebenerdig einige Geschäfte zu bauen. Doch das ist mit der Stadt nicht zu machen, die Herrin des Bebauungsplans ist und bei der Nutzung der Flächen und der Bauweise der Gebäude klare Regeln vorgibt. "An den Planungsgegebenheiten wird nicht gerüttelt", bekräftigte der Bürgermeister. Ob Gazit noch ernsthaft plant, in Kaltenkirchen zu investieren, ist inzwischen auch dem Verwaltungschef rätselhaft.

Das 1,8 Hektar große Areal, das Gazit gehört, liegt seit dem Betriebsbeginn im neuen AKN-Bahnhof im Dezember 2004 brach. Das Eisenbahnunternehmen hatte die Strecke tiefer gelegt. Bis zur Fertigstellung des Tunnels und der neuen Halle, die Kernstück des neuen Viertels werden sollte, hatten Baufirmen die Flächen genutzt.

Bereits im Januar 2003 hatten Architekten erste Pläne für das Viertel vorgelegt. 35 bis 40 Millionen Euro sollten investiert werden. Auf 38 000 Quadratmeter sollten Fläche für Wohnungen und Gewerbe entstehen. Die Pläne lagen im Rathaus aus, zum Weihnachtsgeschäft 2004 war die Eröffnung geplant. Doch die Planungen kamen nicht voran. Kaufverhandlungen stockten. Erst 2005 stieg ein Investor ein. Ingo Schmitter, der in Kaltenkirchen fast nie in Erscheinung trat, übernahm das Projekt und verschwand danach in der Versenkung. Im März 2007 verkündeten die Gazit-Tochterunternehmen Matrix und Tutela, dass sie die Verantwortung für das Viertel übernommen hätten und 25 Millionen Euro investieren wollten. Neuer Eröffnungstermin sollte der Herbst 2008 sein. Auf der Fläche am Bahnhof herrschte weiter Ruhe. Im Dezember 2008 verkündete Gazit vor geladenen Gästen bei Häppchen und Kaltgetränken den Baubeginn, stellte einen Bauzaun und ein Bauschild auf und kündigte an, zu Ostern 2010 Einweihung für die vier Blöcke zu feiern. 25 Geschäfte, 18 Wohnungen, 14 Büros und Praxen sowie drei Cafés und Restaurants sollten auf einer Mietfläche von 10 000 Quadratmetern entstehen. Außerdem waren 270 Parkplätze geplant. Doch das Unternehmen Gazit baute immer noch nicht. Drei Monate später zu Beginn der Weltwirtschaftskrise stoppte das Unternehmen sämtliche Aktivitäten. Die Anordnung sei direkt aus dem Hauptquartier in Israel gekommen, hieß es. Ein Mitarbeiter sprach von "konzernstrategischen Überlegungen auf höchster Ebene". Wochen später verschwand der Bauzaun wieder. Man suche einen Finanzpartner, um weitermachen zu können, hieß es zunächst aus dem Hamburger Büro. Offenbar wurde bislang keiner gefunden. Auch der Verkauf der Fläche, der zum vergangenen Jahreswechsel im Gespräch war, hat nicht geklappt.

Er habe vergeblich auf ein Signal von Gazit gehofft, dass wegen der besseren Konjunkturlage bald mit Fortschritten im Bahnhofsumfeld zu rechen sei, sagte Sünwoldt. Gazit habe außerdem seinen Vorschlag abgelehnt, wenigstens teilweise mit den Bauarbeiten zu beginnen. Sünwoldt: "Dazu ist man nicht bereit."

Bei Gazit ist das Bahnhofsviertel offenbar kaum noch ein Thema. Die beiden Projektplaner wurden bereits abgezogen. Gazit-Geschäftsführer Ohad Gil ist allein zuständig für das Projekt und antwortet auf Presseanfragen nicht. "Da fehlt die gesamte operative Basis", sagt der Bürgermeister über die Gazit-Planer. Die Situation sei "ganz unbefriedigend", sagte Sünwoldt.