Wer zu schnell spielt, den bestrafen die schwarzen und weißen Tasten sofort. So erging es auch Gunnar Haase, und das gleich beim ersten Stück, Johann Sebastian Bachs Französischer Suite in Es-Dur.

Norderstedt. Der Hamburger Pianist war beim Konzert zu Ehren der Jubilare Johann Sebastian Bach (200. Todesjahr), Robert Schumann und Frédéric Chopin (200. Geburtstage) in der Vicelinkirche hörbar indisponiert.

Im Schnelldurchlauf absolvierte der 27-Jährige die sieben Sätze der Bach-Suite, die zwar kurz sind, aber so kurz nun auch wieder nicht. Kein Esprit, keine Inspiration weit und breit, von einer "Bachschen Seele" ganz zu schweigen.

Eher in seinem Element schien Haase in Jacqueline Fontyns Hommage à Brahms "Aura" zu sein, mit dem er die Komponistin zu deren 80. Geburtstag ehrte. Zwar ließ er sich auch in diesem kurzen spannenden Werk kaum Zeit zur intensiven Gestaltung, doch er folgte den abrupten Melodien- und Rhythmusbögen exakt und setzte so zum Bachschen Stück einen guten Gegenpol.

Ohnehin fügte Haase, der auch oft den Gottesdienst in der Vicelinkirche musikalisch begleitet, zeitgenössische Stücke geschickt in gut bekannte und beliebte Kompositionen ein, sodass die Zuhörerinnen und Zuhörer eine gute Bekanntschaft mit neuer Musik machen konnten.

Nach Fontyn folgte prompt Wolfgang Amadeus Mozarts Klaviersonate in D-Dur. Mit dem Salzburger Genie schien Gunnar Haase bei sich angekommen und folgte dem Mozartschen Ausdruck, gleichwohl er auch hier technisch nicht in Bestform war. Im Andante indes entspannte sich der Pianist und gestaltete es mit Gefühl und Bedachtsamkeit.