So grau die politische Wirklichkeit der Weimarer Republik war, so bunt war ihre Kultur.

Norderstedt. Bedingt durch die Aufhebung der Zensur entstand das ganz neue Gefühl der Meinungsfreiheit und entwickelte sich zum pompösen Marktplatz für kulturelles Vergnügen und zum Experimentierfeld für neue kulturelle Kreationen.

Die Palette der literarischen Strömungen reichte vom revolutionären und expressionistischen Pathos über bissiges Kabarett bis zu nüchterner Sozialkritik. Das Verblüffende: Die Texte sind heute hochaktuell. Die Weimarer Republik ist auch Thema der "Langen Lesenacht" in der Stadtbücherei im Norderstedter Rathaus, die die Bücherei, die Buchhandlung am Rathaus und die Gleichstellungsstelle am Freitag, 23. April, 18 Uhr, zum Welttag des Buches veranstalten.

Bücherfreunde lesen unter anderem Texte von Bertolt Brecht, Mascha Kaléko, Thomas und Heinrich Mann, Erich Kästner, Irmgard Keun, Else Lasker-Schüler, Joseph Roth, Kurt Schwitters, Anna Seghers, Kurt Tucholsky, Stefan Zweig. Die rauschenden Partys der "Goldenen Zwanziger" endeten abrupt.

Die Sängerin Kristina Preiß und die Pianistin Iris Paiska singen und spielen Chansons von Friedrich Hollaender, Schülerinnen der Musikschule Norderstedt spielen zeitgenössische Klaviermusik. Die Moderation hat Wolfgang Dellke von der Buchhandlung am Rathaus. Karten zu zehn Euro (inklusive Büfett) gibt es in der Buchhandlung am Rathaus und unter Tel. 040/522 72 76.