Besondere Aufträge sind für Gillette Lilienthal nichts Ungewöhnliches. Dieser Fall allerdings war schon etwas anders. Die 44 Jahre alte Malerin aus Kisdorf arbeitete hauptsächlich nachts, um die Wände im Erdgeschoss des Senioren- und Pflegeheims ““bi AS to huus“ an der Dorfstraße ihres Wohnortes interessant zu gestalten.

Kisdorf. Die Kunstmalerin mit dem auffälligen Fingerschmuck hatte von Heiminhaberin Angela Sandeck den Auftrag erhalten, für die überwiegend an Demenz erkrankten Menschen auf diesem Flur etwas möglichst Buntes, Interessantes und Anschauliches auf die Wände zu malen. Bilder, an denen sich die Bewohner erfreuen können, die ihnen etwas zum Entdecken bieten. Gillette Lilienthal, die mit ihren Eltern schon als kleines Kind nach Kisdorf zog, machte sich an die Arbeit und malte norddeutsche Landschaften: Kühe und Pferde auf der Weide, versteckte Frösche, ein Vogelnest im Mauerwinkel, viel Efeuranken und allerhand Maritimes. Schmetterlinge, Schnecken und Vögel sind auf den Wänden zu sehen - nicht immer auf den ersten Blick, weil die Bewohner ja auf Entdeckungsreise gehen sollen.

Weil die Farben schnell trocknen sollten, bevorzugte sie Acryl. Denn manche Bewohner des Heimes nahmen lebhaft Anteil am Geschehen und griffen und auch manchmal zu, um zu ertasten, was die Kunstmalerin da auf die Tapeten malte. Gillette Lilienthal störte das überhaupt nicht, aber sie verlegte einen großen Teil ihrer Arbeit dann doch lieber in die Nachtstunden, um etwas schneller voranzukommen. Etwa 100 Arbeitsstunden benötigte die Künstlerin für ihre Arbeiten - inklusive des Malens der Türschilder. Für sie und für die Bewohner war es eine aufregende Zeit. "Wenn ich sehe, wie meine Bilder hier bestaunt werden, ist das ein tolles Ergebnis." Auch Heimleiterin Angela Sandeck ist sehr zufrieden mit den Bildern, die jetzt möglichst lange die Wände zieren sollen.