Am 25. April wird in der Großgemeinde über die Nachfolge von Volker Dornquast entschieden. Frank Knittermeier hat die fünf Kandidaten befragt.

Hamburger Abendblatt: Wie wollen Sie die Situation in der Großgemeinde in den Griff bekommen?

Christian Carstensen, SPD:

Henstedt-Ulzburg braucht ein langfristiges Verkehrsentwicklungskonzept, in dem alle Verkehrsträger berücksichtigt werden. Dieses möchte ich gemeinsam mit dem vorhandenen Sachverstand aus Verwaltung, Politik, Polizei, Verkehrsunternehmen und Fachverbänden entwickeln.

Nach 15-jähriger Tätigkeit im Bereich der Verkehrs- und Stadtentwicklung weiß ich, dass sich Verkehrsprobleme nur im Gesamtzusammenhang lösen lassen.

Karin Honerlah, Freie Wähler:

Wir wissen, dass eine von vielen gewünschte Umgehungsstraße erst in 15 oder 20 Jahren zu realisieren wäre. Wir brauchen vorher von Verkehrsexperten entwickelte Maßnahmen. Zuvor hatten Gutachten schon die Verlängerung des Bahnbogens und Verlagerung des Ost-West-Verkehrs (L 75) vorgeschlagen, aber die Politik lehnte diese von der WHU eingebrachten Vorschläge ab. Ein umfassendes neues Verkehrsgutachten muss jetzt in Auftrag gegeben werden.

Jens Iversen, parteilos:

Wenn das Verkehrsgutachten vorliegt, obgleich mit der persönlich empfundenen Realität und ggf. Plausibilitätsprüfung. Je nach vorgeschlagener Lösungsmöglichkeit auch zunächst unkonventionell erscheinende Möglichkeiten (Minikreisel und ähnliches) einbeziehen. Anschließend "Punkt für Punkt" Abarbeitung der einzelnen problematischen Straßenzüge mit Priorität auf die Hamburger Straße und Norderstedter Straße.

Klaus Peter Schroeder, FDP:

Die Gemeinde braucht eine umfassende Verkehrsuntersuchung, die intelligente Ampelschaltungen und Kreisellösungen ebenso wie eine westliche Umgehung umfasst. Ich wehre mich aber gegen eine Zerstörung der Alsterniederung durch eine Verlängerung der Schleswig-Holstein-Straße.

Torsten Thormählen, parteilos:

Durch die konsequente und schnelle Umsetzung der Maßnahmen, die sich aus dem Verkehrsstrukturgutachten ergeben. Das kann sowohl eine Umgehungsstraße, eine andere Verzweigung des vorhandenen Straßennetzes, als auch eine Ertüchtigung der vorhandenen Straße sein. Das Gutachten ist notwendig, um das Land als Straßenbaulastträger von der Notwendigkeit der Maßnahmen zu überzeugen.

Sollte es in Henstedt-Ulzburg einen zusätzlichen Autobahnanschluss geben?

Christian Carstensen, SPD:

Wenn wir die Verkehrsprobleme von Henstedt-Ulzburg endlich in den Griff bekommen wollen, kann diese Frage sinnvoll nur im Rahmen eines Gesamtkonzeptes beantworten werden. Eine isolierte Betrachtung einzelner Projekte verkennt die wechselseitigen Beziehungen aller Verkehrsträger und Verkehrswege und führt langfristig nur zu neuen Problemen.

Karin Honerlah, Freie Wähler:

Nein, denn eine Entlastung des Ortsteiles Ulzburg ist durch eine zusätzliche Autobahnanbindung auf Höhe Ulzburg-Süd überhaupt nicht erreichbar. Verkehrsexperten wissen zudem, dass eine solche Lösung zusätzlichen Verkehr in den Ort brächte. Außerdem könnten wir eine solche Entscheidung nicht ohne unsere Nachbargemeinden treffen, da die Trasse auch über ihr Gebiet verliefe. Stand der Dinge ist, dass dagegen entschieden wurde.

Jens Iversen, parteilos:

Ja, zur Entlastung des innerörtlichen Transitverkehrs in Richtung der beiden bestehenden Autobahnanschlüsse.

Klaus Peter Schroeder, FDP:

Der zusätzliche Autobahnanschluss kann zusammen mit einer westlichen Umgehung das nördliche Gewerbegebiet besser erschließen und die Hamburger Straße vom Durchgangsverkehr entlasten.

Torsten Thormählen, parteilos:

Das ist m. E. derzeit nicht erforderlich, es sei denn, aus dem neuen Verkehrsstrukturgutachten ergeben sich dazu neue Erkenntnisse.

Könnten Sie sich bürgerfreundlichere Öffnungszeiten des Rathauses vorstellen - am Sonnabend oder Freitagnachmittag?

Christian Carstensen, SPD:

Ja. Mein Ziel ist es, das Rathaus ohne zusätzliche Belastungen für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an allen Werktagen ganztätig als Anlaufstelle zu öffnen. Das ist zum einen Ausdruck einer bürgerorientierten Verwaltung, die sich auf ihre Kunden einstellt und nicht erwartet, dass jemand sich auf die Verwaltung mit ihren Öffnungszeiten einstellt. Es ist zum anderen auch ein kleiner Beitrag zur Belebung des Gemeindezentrums.

Karin Honerlah, Freie Wähler:

Die Frage der Bürgerfreundlichkeit hängt nicht nur von den Öffnungszeiten des Rathauses ab. Die Bürgermeisterin und die Verwaltung sind Dienstleister für die Bürgerinnen und Bürger. Wir müssen ein Bündel von Maßnahmen diskutieren und prüfen, ob nicht schon ein weiterer Teil von Bürgeranfragen per Internet erledigt werden kann. Erweiterte Öffnungszeiten müssen mit den Mitarbeitern abgestimmt sein und dürfen keine zusätzlichen Kosten verursachen.

Jens Iversen, parteilos:

Grundsätzlich kann ich mir den Freitagnachmittag als zusätzliche Öffnungszeit vorstellen - gegebenenfalls mit eingeschränktem Angebot. Von einer Öffnung am Sonnabend halte ich nichts.

Klaus Peter Schroeder, FDP:

Ich setze mehr darauf, dass der aufwendige "Gang zum Amt" durch vermehrte Nutzung des Internets überflüssig wird, möchte aber mit Verwaltung und Bürgern ausprobieren, welche Dienstleistungen sich in ein zentrales Bürgerbüro mit erweiterten Öffnungszeiten verlagern lassen.

Torsten Thormählen, parteilos:

Vorstellbar ist das. Es muss dazu aber vorher eine Kosten/Nutzen-Analyse durchgeführt werden, da zusätzliche Öffnungszeiten grundsätzlich nur mit zusätzlichem Personal angeboten werden können.

Sehen Sie das City Center Ulzburg als Bereicherung oder eher als Gefahr für den Ort an?

Christian Carstensen, SPD:

Ich setze mich dafür ein, das gesamte Gebiet zwischen Lindenstraße und Bahnhofstraße auf beiden Seiten der Hamburger Straße endlich zu einem attraktiven Ortszentrum für Henstedt-Ulzburg zu entwickeln. Ein Einkaufszentrum in verträglicher Größe und mit einem interessanten Angebot kann für diese Entwicklung einen bereichernden Beitrag leisten. Als Bürgermeister werde ich auf die Einhaltung dieser Gemeindeinteressen achten.

Karin Honerlah, Freie Wähler:

Wir warten auf das konkrete Konzept der Investoren. Bislang gibt es nur eine Skizze eines großen Glaskomplexes. Eine Bereicherung für den gesamten Ort kann ein Center nur sein, wenn es strukturell, verkehrlich und baulich in den Ort passt und nicht zu einem Verdrängungswettbewerb für die ansässigen Händler führt. Das kann bei der geplanten Dimension leicht passieren. Es gibt gute Planungsinstrumente für die Politik, die nun genutzt werden müssen.

Jens Iversen, parteilos:

Wenn wir die von uns gesetzten Kriterien einhalten, als Bereicherung.

Klaus Peter Schroeder, FDP:

Das Ulzburg-Center könnte zurzeit der Startschuss für die Gestaltung eines attraktiven Zentrums nicht nur mit Einkaufsmöglichkeiten, sondern auch mit seniorengerechten Wohnungen, aber auch Dienstleistungsangeboten im Umfeld sein. Das Beibehalten der jetzigen Situation wäre aus meiner Sicht ein Rückschritt für Henstedt-Ulzburg.

Torsten Thormählen, parteilos:

Auf jeden Fall als Bereicherung und als Chance zur Belebung des Ortszentrums. Allerdings ist die Gemeinde dringend gefordert, die eigenen Interessen zu definieren und in das Planverfahren mit einzubringen.

Wie kann die Gemeinde dafür sorgen, dass Gewerbebetriebe mit mehr Arbeitsplätzen angesiedelt werden?

Christian Carstensen, SPD:

Zusätzliche Gewerbebetriebe verursachen Folgekosten im Bereich der Erschließung und Belastungen insbesondere beim Verkehr. Daher sind Ansiedlungen nur sinnvoll, wenn dauerhaft neue Steuereinnahmen erzielt, Arbeits- und Ausbildungsplätze geschaffen und Bedarfe der örtlichen Bevölkerung gedeckt werden. In diesem Sinne müssen Qualitätskriterien entwickelt werden. Wir sollten Neugründungen eine Chance geben, um von hier aus zu wachsen.

Karin Honerlah, Freie Wähler:

Der Nordgate-Verbund hat uns gute Erfolge erzielt. Wir müssen jetzt aber Qualitätskriterien für die Ansiedelung festlegen. Wenn nur wenige Arbeitsplätze eines Unternehmens hier angesiedelt werden, z.B. die Lagerhaltung, dann ist die Aussicht auf Gewerbesteuereinnahmen gering. Wir brauchen deshalb mittelständische Unternehmen mit qualifizierten Arbeitsplätzen und Verwaltung vor Ort. Die Wirtschaftsförderung ist für mich Chefsache.

Jens Iversen, parteilos:

Zunächst müssen wir definieren, welche Arten von Unternehmen wir vorrangig haben möchten. Hierbei lege ich den Fokus insbesondere auf den nachhaltigen Bedarf an Arbeitsplätzen in einem vernünftigen Mix zwischen hoch qualifizierten Arbeitsplatzen und Teilzeitarbeitsplätzen, z.B. für Mütter, die neben der Kindererziehung auch noch berufstätig sein möchten. Um diese Art von Unternehmen muss dann der Bürgermeister in der Metropolregion werben.

Klaus Peter Schroeder, FDP:

Henstedt-Ulzburg stellt sich zusammen mit den anderen Kommunen im Wirtschaftsförderungsverbund Nordgate auch überregional gut dar. Zusammen mit der vorhandenen Fachkraft möchte ich direkter Ansprechpartner für Ansiedlungsinteressenten sein. Die Gewerbesteuer richtet sich auch nach den Arbeitsplätzen, die Einkommensteuer nach den Erwerbstätigen. Deshalb bin ich für moderates Wachstum der Gemeinde.

Torsten Thormählen, parteilos:

Die Möglichkeiten der Gemeinde sind sehr gering. Eine Chance besteht, wenn die Gemeinde selbst Eigentümer der Grundstücke ist und nur dann verkauft, wenn der Betrieb die Schaffung von x Arbeitsplätzen zusagt. Ob man sich das vor dem Hintergrund des starken Wettbewerbs um die Gewerbebetriebe hier in der Metropolregion leisten kann, ist zumindest fraglich.

Wie entspannen Sie, was ist Ihr liebstes Urlaubsziel, was lesen Sie gerade?

Christian Carstensen, SPD:

Beim Fußball, Uno, Kniffeln, Puzzeln und beim Vorlesen mit meinen Mädchen ist der Alltag schnell vergessen. Meine liebsten Reiseziele waren früher Städte wie Rom oder New York. In den nächsten Jahren sind es eher Ziele am Meer oder auf kinderfreundlichen Bauernhöfen. Ich lese momentan "Das Wetter vor fünfzehn Jahren" von Wolf Haas.

Karin Honerlah, Freie Wähler:

Entspannen kann ich am besten ohne Telefon im Garten oder mit Freundin Käte in der Oper. Ein spezielles Lieblings-Reiseziel habe ich keines. Am liebsten bin ich mit der Familie unterwegs. Gerne Städtereisen mit Kulturprogramm und faulenzen. Nie Luxusunterkünfte, gern Ferienwohnungen oder Jugendherbergen. Ich lese gerade von Ina Müller: "Mien Tung is keen Flokati".

Jens Iversen, parteilos:

Ich entspanne im Kreise meiner Familie bei einem guten Essen, welches ich meistens selber zubereitet habe. Am liebsten reise ich nach Niendorf an der Ostsee. Ich lese gerade die "Forsyte Saga" von John Galsworthy.

Klaus Peter Schroeder, FDP:

Bei Spaziergängen in der Feldmark oder bei der Gartenarbeit kann ich am besten entspannen. Meine liebsten Reiseziele: Für Kurzurlaube die Nordsee, um sich richtig den Kopf frei pusten zu lassen. Längere Urlaube verbringe ich lieber auf dem spanischen Festland. Ich lese gerade von Hans-Olaf Henkel "Die Abwracker - Wie Zocker und Politiker unsere Zukunft verspielen".

Torsten Thormählen, parteilos:

Entspannen kann ich am besten bei einem Ausflug mit der Familie oder einem Glas Rotwein mit Freunden vor dem Kamin. Ich urlaube am liebsten in Deutschland, beispielsweise in Franken. Ich lese zurzeit "Rückkehr nach Missing" von Abraham Verghese.