Die Fünf Bewerber stellten sich vor. Nur Jens Iversen präsentierte sich frech als Quereinsteiger. Karin Honerlah punktete mit ihren lokalen Kenntnissen.

Henstedt-Ulzburg. So richtig interessant wurde es zum Schluss: Jeder der fünf Bürgermeisterkandidaten sollte einen Witz erzählen - alle zogen sich mit Bravour aus der Affäre, jeder schaffte es auf seine Weise, die Zuhörer zum Lachen zu bringen. Schade allerdings, dass viele Besucher zu diesem Zeitpunkt - es war 22 Uhr - bereits gegangen waren. Zweieinhalb Stunden standen die Dame und die vier Herren in der Eingangshalle der Realschule Rhen Rede und Antwort. Das war bisweilen interessant, manchmal langweilig. Deutlich wurde immerhin, dass es nicht immer ein großes Vergnügen war, sich über einen so langen Zeitraum die Visionen von fünf Bewerbern für den Bürgermeisterposten in Henstedt-Ulzburg anzuhören.

Die Aula der Realschule war überfüllt. Das deutet auf ein großes Interesse der Henstedt-Ulzburger hin: Wer wird der nächste Bürgermeister der größten Gemeinde Schleswig-Holsteins? Zieht man allerdings die unübersehbar vielen Parteifreunde der einzelnen Kandidaten ab, subtrahiert noch einmal die früh Gegangenen, so ist das Ergebnis doch etwas enttäuschend.

Aber immerhin: Die interessierte Öffentlichkeit konnte sich ein vages Bild über die Persönlichkeit der Bewerber machen. Zunächst punktete der unabhängige Kandidat Jens Iversen deutlich: Seine zehnminütige Vorstellungsrede war frisch, unkonventionell, bissig, mutig und unbequem. Karin Honerlah blieb steif, las ab, Klaus-Peter Schroeder sprach mit sonorer Stimme staatstragend frei, ebenso Christian Carstensen, der sich so redegewandt präsentierte, wie man es von einem ehemaligen Berufspolitiker erwarten muss. Alle Drei versuchten, möglichst viele Visionen in ihre Reden zu packen. Torsten Thormählen blieb überwiegend bei der Vergangenheit und pries seine Erfolge als Ellerauer Bürgermeister. Das war alles nicht wirklich originell - sieht man einmal von Jens Iversen ab, der sich frech als Quereinsteiger ohne belastende politische und verwaltungstechnische Vergangenheit empfahl. Etwas mehr Esprit und Einfallsreichtum hätte man den meisten Kandidaten schon gewünscht.

Danach konnten die Besucher Fragen stellen - und dabei wurde es interessanter. Karin Honerlah glänzte nach steifem Beginn plötzlich mit ihren lokalen Kenntnissen, wurde zunehmend lockerer, bissiger und war in ihrem Redefluss kaum noch zu bremsen. Torsten Thormählen bewies als ehemaliger Ellerauer Bürgermeister und aktueller Norderstedter Stadtrat plötzlich Augenmaß und Weitsicht, Klaus-Peter Schroeder konnte seine Erfahrungen als Kommunal- und Kreispolitiker einbringen, Christian Carstensen seine Kontakte als ehemaliger Bundestagsabgeordneter. Jens Iversen blieb in dieser konkreten Phase eher etwas blass.

Ehrlichkeit war am Ende gefragt: Wären sie bereit, auf einen Teil ihres Gehaltes zu verzichten? Das wollte ein Besucher angesichts der aktuellen Spardebatte wissen. Während die anderen Kandidaten sich dafür aussprachen, dass ein Bürgermeister entscheidende Einsparungsideen einbringen muss, bevor das Gehalt gekürzt wird, betonte Karin Honerlah, sie würde einen Teil ihres Gehaltes für bestimmte Projekte zur Verfügung stellen, "ohne Wirbel darum zu machen".

Unter dem Strich blieb für die meisten Besucher die Erkenntnis, dass es an diesem Abend keinen Sieger gab. Sie konnten sich ein Bild über die Persönlichkeiten der Kandidaten machen und rhetorische Stärken und Schwächen erkennen. Am 31. März präsentieren sich die fünf Bürgermeister-Kandidaten in der zweiten Talk-Runde im Bürgerhaus (19.30 Uhr), dann wird das Bild vermutlich schon klarer werden. Bereits am Sonntag, 28. März, müssen sie sich im Sportland des SV Henstedt-Ulzburg, Olivastraße, einem körperlichen und geistigen "Fitness-Test" unterziehen. Diese Spaß-Veranstaltung ist öffentlich, Beginn: 10.30 Uhr.