Es herrscht Unruhe bei der CDU Norderstedt: Rathje-Hoffmann lasse sich in der Stadt kaum blicken und vertrete sie in Kiel nicht gut genug.

Die Abgeordnete Katja Rathje-Hoffmann hingegen wittert die Intrige einer frustrierten Minderheit. Andreas Burgmayer sprach mit Kritikern und mit der Betroffenen.

Das sagen die Kritiker in Norderstedt

Die Kritik an der Landtagsabgeordneten wird nur hinter der vorgehaltenen Hand geäußert. Niemand möchte die Partei-Kollegin öffentlich demontieren. Rathje-Hoffmann wird nachgesehen, dass sie ja erst kurz und als Neuling im Amt ist und sich deswegen zunächst in Kiel orientieren müsse. Gleichwohl vermissen einige schon ihren Vorgänger, Manfred Ritzek, der sich in der Wahrnehmung der CDU und der Wähler weitaus intensiver und konkreter für Norderstedt eingesetzt habe. Wenn Rathje-Hoffmann so weitermacht, heißt es, dann werde es nichts mit einer Wiederwahl im Wahlkreis 31.

Die ehemalige Gleichstellungsbeauftragte aus dem Amt Itzstedt macht bisher noch keine Schlagzeilen mit spezifisch Norderstedter Belangen. Sie profiliert sich mit der Forderung nach einer Neuregelung der Rundfunkgebühren für Einkommensschwache, in ihrer Funktion als Vorsitzende des Petitionsausschusses und bei Veranstaltungen im ländlichen Bereich, etwa in Kattendorf, Itzstedt oder Bornhöved. Die "Lobbyarbeit" für Norderstedt, für strukturschwache Stadtteile oder die Landesgartenschau, die vermissen die Kritiker der Abgeordneten.

Gert Leiteritz, Stadtvertreter der CDU in Norderstedt, macht keinen Hehl daraus, dass Katja Rathje-Hoffmann nie seine Kandidatin für Kiel gewesen sei. "Ich habe die Situation also nicht anders erwartet", sagt er. Es könne nicht sein, dass die Interessen einer 75 000-Einwohner-Stadt in Kiel vernachlässigt würden. Die Abgeordnete lasse "Pflichttermine", wie den Ball des Sports in Norderstedt, unentschuldigt aus. "Aber wir sollten ihr noch etwas mehr Zeit lassen. Sie muss sich in Kiel erst mal gegen die Riege der Alten durchsetzen und mehr Fuß fassen", sagt Gert Leiteritz.

Das sieht auch ihr Vorgänger als Landtagsabgeordneter, Manfred Ritzek, nicht anders. Rathje-Hoffmann habe ihre Schwerpunktthemen eben im sozialen Bereich und im Petitionsausschuss. "Ich war im Wirtschaftsausschuss, hatte dadurch sehr viel mit der Norderstedter Wirtschaft und mit dem Kommunalisieren von Europathemen zu tun. Und ich habe mich in den Bildungsbereich hinein gekniet."

Für manchen Beobachter ist die Kritik an Rathje-Hoffmann schlicht Mobbing. Denn bei einigen CDU-Mitgliedern sind die Wunden nicht verheilt, die im März 2009 aufgerissen wurden, als der Norderstedter Kandidat für die Nominierung zum Landtag, der Bankkaufmann Dirk Bruster, knapp gegen die "Kandidatin vom Land" scheiterte - nachdem es im Vorfeld der Wahl zu CDU-internen Unstimmigkeiten und Intrigen gekommen war, die darin gipfelten, dass Bruster ein selbstverfasstes Traktat aus dem Jahr 2005 um die Ohren flog, in dem er ein Parteiausschlussverfahren gegen den heutigen Minsterpräsidenten Peter Harry Carstensen forderte.

Dirk Bruster enthält sich zur aufbrandenden Kritik an Katja Rathje-Hoffmann diplomatisch der Stimme. "Ich werde einen Teufel tun und öffentlich eine CDU-Kollegin kritisieren", sagt Bruster.

Das sagt Katja Rathje-Hoffmann

Die Kritik aus dem Wahlkreis lässt Katja Rathje-Hoffmann nicht kalt. "Das ist ja ganz schön starker Tobak", sagt sie, als sie in ihrem Abgeordnetenbüro in Kiel mit den Vorwürfen konfrontiert wird. Aber die 46-Jährige kontert scharf. Sie wisse genau, aus welcher Ecke die Kritik komme. "Das ist eine Minderheit, die eine Niederlage nicht verwunden hat. Denen kann ich nur zurufen: Versucht es bei der nächsten Wahl doch noch einmal - ich bin bereit", sagt Rathje-Hoffmann.

Sie sei nicht nach Kiel gefahren, um erweitere Kommunalpolitik zu betreiben. Vielmehr wolle sie die Landespolitik mitgestalten. "Und da ist mein Arbeitsort nun mal Kiel, hier spielt die Musik", sagt Rathje-Hoffmann. Dass sie sich kaum in Norderstedt blicken lasse, will sie nicht gelten lassen. "Ich komme gerne zu allen wichtigen Terminen. Doch es war auch schon so, dass ich schlichtweg nicht eingeladen wurde." Ob sie dahinter Absicht vermute, lässt sie offen.

Manchmal gebe es aber auch wichtigere Themen als die gesellschaftlichen Veranstaltungen in der Stadt. Beim Norderstedter Ball des Sports etwa habe sie gleichzeitig eine Dienstreise nach Bayern angetreten, um dort mit der Staatsministerin für Familie, Christine Haderthauer, über Kinderbetreuung zu diskutieren. "Mein Terminkalender ist sehr voll. Aber ich lasse mich genug sehen in der Stadt. Den Bürger treffe ich auch beim Einkaufen bei Famila", sagt die Landtagsabgeordnete. In Kiel sehe sie sich als "Sprachrohr für Norderstedt und das Nordgate" und nehme sich den ehemaligen Bürgermeister Henstedt-Ulzburgs, Volker Dornquast, zum Vorbild, der bis zu seiner Berufung als Staatssekretär immer als Ansprechpartner für alle Kommunen da war. "Mich rufen hier auch Bürgermeister an, die Geld für ein Loch im Turnhallendach brauchen. Und dann gehe ich gleich zum Schlie ( Innenminister Klaus Schlie, Anmerk. Der Red. ) und versuche das zu klären", sagt Rathje-Hoffmann. Auf den Gängen der Ministerien und im Parlament setzt sie sich für die Themen Norderstedts ein. Wichtig sei ihr die Infrastruktur: "Da hat Norderstedt nicht immer klug gehandelt", sagt Rathje-Hoffmann und spielt auf den abgelehnten Anschluss zur A 7 an, den sie weiterhin verfolgt. Außerdem möchte sie den Flughafen Hamburg weiter stärken, weil auf der Agenda der Schwarz-Gelben-Landesregierung schon wieder die Vision vom Großflughafen Kaltenkirchen aufgetaucht sei. "Und die Landesgartenschau ist mein Thema. Da kann ich schon so viel verraten, dass sie beim Streichkonzert der Landesausgaben nicht betroffen sein wird", sagt Rathje-Hoffmann.

Sie halte regelmäßig Kontakt zu Oberbürgermeister Hans-Joachim Grote und Norderstedts CDU-Fraktionschef Günther Nicolai. Sie suche "das Gespräch mit den Vorderen". Aber auch für den Bürger sei sie da - auch wenn ein Abgeordnetenbüro in Norderstedt fehlt. Rathje-Hoffmann: "Stimmt nicht! Die Geschäftsstelle der CDU Norderstedt ist gleichzeitig mein Büro in Norderstedt. Das steht nur noch nicht auf meiner Homepage - ich habe das noch nicht geschafft."