Verwaltung und Politiker brauchen verlässliche Daten. Sie wollen wissen, wie viele Autofahrer über Schleichwege zum Herold Center fahren.

Norderstedt. Die Stadt muss auf die aktuellen Beschlüsse der Stadtvertreter zur Verkehrsentwicklung reagieren. SPD, GALiN und Die Linke haben sowohl den Autobahnanschluss Norderstedt-Mitte wie auch die Ortsumgehung Garstedt gekippt - beide Projekte, ursprünglich wesentliche Bestandteile der Stadtentwicklung, sollten nach Ansicht der Befürworter den Verkehrsfluss beschleunigen und Wohngebiete entlasten. Die Gegner bezweifelten diese Aussagen.

"Die Folge könnte sein, dass der ohnehin schon starke Verkehr rund ums Herold Center weiter zunimmt", sagt Hauke Borchardt, Sprecher der Norderstedter Stadtverwaltung. Vor allem ortskundige Autofahrer benutzen Schleichwege, um möglichst stau- und stressfrei zum Einkaufszentrum zu kommen. Sie umfahren den stauträchtigen Verkehrsknoten Ochsenzoll, indem sie von der Ohechaussee über Gottfried-Keller-Straße, Am Sood oder Tannenhofstraße und Krummer Weg zum Herold Center fahren - und damit mitten durch ein Wohngebiet und über kleine Straßen, die für einen solchen Verkehr nicht ausgelegt sind. Andere steuern ihr Ziel über die Ochsenzoller Straße von Norden aus an und versuchen so, das Nadelöhr Ohechaussee/Ochsenzoller Straße zu vermeiden.

Eine Verkehrszählung soll nun Aufschluss darüber geben, wie hoch die Belastungen in diesen Bereichen tatsächlich sind. Ermittelt werden soll auch, woher die Autofahrer kommen, und welches Ziel sie genau ansteuern.

Allerdings sind nicht mehr Schüler oder Studenten im Einsatz, die Strichlisten führen oder für jedes Fahrzeug einmal auf den Knopf eines mechanischen Zählers drücken. Die Verwaltung setzt auf moderne Technik: Die Fahrzeugdichte wird per Videokamera festgehalten, ein Computer wertet die Bilder aus. Diese Fakten wiederum sind das Futter für den Verkehrsrechner, der daraus Prognosen erstellt. Die wiederum sind Grundlage für planerische Entscheidungen.

"Die Videoaufzeichnungen sind mit dem Datenschutzbeauftragten abgestimmt. Daten wie Kfz-Kennzeichen, die Rückschlüsse auf Personen zulassen, werden nicht gespeichert", sagt Rathaussprecher Borchardt. Da Videoaufzeichnungen und Videoüberwachung spätestens seit den Aufnahmen des Internetportals Google für den Online-Service "Street View" äußerst umstritten sind, habe sich die Stadt abgesichert.

Die Videokamera ist am Dienstag, 23. März, im Einsatz. Zwischen 6 und 20 Uhr fängt die moderne Aufzeichnungstechnik das Verkehrsgeschehen auf der Ochsenzoller Straße zwischen den Einmündungen Achternfelde und Krummer Weg ein. Zwischen diesen beiden Punkten kommt es häufig zu Staus, münden hier doch auch noch die stark frequentierte Berliner Allee und die Tannehofstraße auf die Ochsenzoller Straße.