So lautet das Fazit beim Klassentreffen. Sie haben viel gelernt, Streiche ausgeheckt und sind bis heute befreundet.

Norderstedt. "Wer war das noch mal?" Roswitha Holz guckt erst zur Tür, dann in die Runde. Allgemeines Kopfschütteln. Gesichter verändern sich eben im Laufe von 50 Jahren. So lange haben sich einige nicht gesehen. Doch jetzt, zum runden Jubiläum der Mittleren Reife, kommt auch mancher in den "Lindenhof", der die früheren Klassentreffen ausgelassen hat.

1960 haben die Frauen und Männer die Mittelschule an der Niendorfer Straße verlassen. 20 Jungen und 30 Mädchen brachen auf ins Berufsleben. "Wir haben damals viel gelernt", sagt Roswitha Holz, die jetzt Jost heißt. Koedukation war in Garstedt allerdings noch ein Fremdwort, es gab eine Jungen- und eine Mädchenklasse. "Wir haben aber einiges zusammen auf die Beine gestellt", erinnert sich Uwe Brauns, Mitorganisator des Jubiläumstreffens. Volkstänze gehörten dazu, Feiern und Klassenreisen. Doch wilde Knutschereien oder sogar mehr in dunklen Partykellern gab es nicht. Selbst mit 15 oder 16 ging es züchtig zu. "Das kam erst später", sagt Barbara Buck, heute Leymann.

Disziplin wurde groß geschrieben und nicht in Frage gestellt. "Es gab eine natürliche Ordnung, wir mussten gar nicht unbedingt übermäßig streng sein", sagt Friedmund Wieland, damals junger Musik- und Geschichtslehrer an der Mittelschule in Garstedt, später Bürgervorsteher in Bad Bramstedt, heute 83 und im "Lindenhof" wieder mitten unter seinen ehemaligen Schülern. Er hat nur gute Erinnerungen an die Zeit mit den Jugendlichen, es sei ein netter Umgang gewesen. Von den 50 Ehemaligen ist die Hälfte zum Treffen gekommen, einige sind schon verstorben, andere ins Ausland gezogen, die Adressen nicht mehr aufzutreiben.

"Natürlich hatten manche Lehrer auch ihre Macken", sagt Brauns. Der eine warf mit seinem Schlüsselbund, um Aufmerksamkeit zu erzwingen, den Englischlehrer verwöhnten die Mädchen mit Negerküssen. "Immer wenn er wieder wütend wurde, bekam er den nächsten", erinnert sich Karin Menke, heute Krüger. Im Kunstunterricht bespritzten die jungen Damen den Lehrer mit Tusche, und als die Jungen beim Pflaumenklauen erwischt wurden, mussten sie zur Strafe zwei Tage auf dem Feld arbeiten. Brauns erinnert sich an eine besondere Strafaktion: "Der Schulleiter bestellte uns an einem Sonnabendnachmittag in die Schule, ausgerechnet in der Zeit, als ein wichtiges Fußballspiel im Radio lief. Als wir dann alle angetreten waren, lachte er und schickte uns nach Hause. 'Glaubt ihr etwa, dass ich die Übertragung verpassen will?' hat er gesagt." Vor solchen Pädagogen hätten sie Achtung gehabt.

Schuluniformen gab es nicht, dennoch sahen die Jungen alle gleich aus: Man(n) trug Lederhose, auch im Winter. "Es musste schon verdammt kalt sein, damit wir auf die Hosen verzichtet haben", sagt Brauns, der wie fast alle den Schulweg mit dem Rad bewältigte. Nur die Schüler aus Friedrichsgabe kamen mit der ANB, der heutigen AKN. "Als Mädchen trug man Zöpfe", sagt Roswitha Holz, die noch immer mit fünf ehemaligen Mitschülerinnen eng befreundet ist. Auch Brauns hat noch guten Kontakt zu einer Handvoll Mitschülern von damals. Als Info-Börse fungierte lange Holger Möller, der im Herold Center das Puppenparadies betrieb: "Da kam immer irgendeiner vorbei, um zu plaudern und nach den anderen zu fragen", sagt Möller.

Nach eingehendem Studium der alten Fotos fasst Roswitha Holz die gemeinsame Zeit so zusammen: "Wir hatten eine wunderschöne Schulzeit, und die Schule hatte einen guten Ruf, sodass die Lehrmeister uns mit Kusshand nahmen."