Das Norderstedter Gymnasium ist eins von elf Kompetenzzentren. Jetzt erarbeitet das Land Schleswig-Holstein ein Förderkonzept.

Norderstedt. Sie lernen schnell, langweilen sich manchmal im Unterricht und müssen mit dem Neid der anderen leben: Hochbegabte fallen häufig durch das Raster des Schulbetriebs. Das soll sich nun ändern: Schleswig-Holstein will überdurchschnittlich begabte Schüler intensiv fördern und hat dafür Kompetenzzentren eingerichtet - eins davon ist das Coppernicus-Gymnasium in Norderstedt. "Wir arbeiten schon länger in dieser Richtung", sagt Oberstufenleiterin Birgit Lehfeldt.

Noch steht das Projekt am Anfang. Zunächst hat sich eine Konzeptgruppe unter Leitung von Birgit Lehfeldt gebildet - sie gehört im Norden zu den wenigen mit einem Europäischen Diplom zur Begabtenförderung. Drei Schüler, zwei Lehrer und eine Mutter lassen sich zunächst selbst schulen, damit sie ihr Wissen weitergeben können. Die Schüler, die selbst hochbegabt sind, sollen als Paten fungieren: "Wir wissen, wie das ist, wenn man Druck von den Eltern bekommt, im Unterricht unterfordert oder als Streber verschrien ist", sagen Kira Meyer und Carolin Bartels (beide 16). Die Schülerinnen der elften Klasse wollen Jüngeren helfen, mit einer Hochbegabung klar zu kommen.

Ulfia Lentfers hat eine hochbegabte Tochter und bringt die Elternsicht ein: "Die Kinder wollen ständig beschäftigt werden. Der Kopf steht nie auf Stand-by, sondern läuft immer auf vollen Touren." Das führe zu Verhalten, die merkwürdig anmuten: Brot wird in Reihen zerlegt und gegessen, die Kinder vermeiden es den ganzen Tag, auf Striche zu treten.

Das verweist auf die Schwierigkeit, Hochbegabung zu diagnostizieren. "Das Zensurenbild reicht bei weitem nicht", sagt Birgit Lehfeldt. Inzwischen gebe es gesicherte Testverfahren, acht bis neun Prozent der Copp-Schüler seien hochbegabt. Hochbegabten-Klassen hätten sich nicht bewährt, eine Mischung der Leistungsstärken sei sinnvoll. "Schon, damit Hochbegabte den Kontakt zu den Mitschülern behalten", sagt Birgit Lehfeldt, die eng mit dem Norderstedter Ortsverband der Deutschen Gesellschaft für das hochbegabte Kind zusammenarbeitet. Sie möchte einen Blickwechsel erreichen: "Es muss normaler werden, dass wir unterschiedlich sind."

Speziell begabte Schüler könnten gefördert werden, indem sie Klassen überspringen, in höheren Klassen hospitieren, spezielle Aufgaben bekommen. "Wir möchten Hilfen an die Hand bekommen, um im Unterricht angemessen mit Hochbegabten umgehen zu können", sagen die Lehrer Franz Schorsch und Daniel Wilken, die sich für die Konzeptgruppe gemeldet haben.