Eine Asphaltfräse befreit pro Tag2,5 Straßenkilometer vom Eispanzer. Bis Ende der kommenden Woche sind die schweren Maschinen auf jeden Fall noch im Einsatz.

Norderstedt. Die schwere Walze mit den feinen Meißel kommt langsam voran, aber wo sie über die Eisflächen gezogen wird, ist die Fahrbahn hinterher eben. Die Hightech-Fräsen der Hamburger Tiefbaufirma J.C. Witt sind in diesen Tagen viel bestaunte Geräte, die von den Bewohnern der Nebenstraßen in Norderstedt sehnsüchtig erwartet werden. Sie befreien die Straßen zwar nicht vollständig vom Eispanzer, aber sie machen die Fahrbahnen wieder eben, sodass die verhassten Spurrinnen, die das Fahren fast unmöglich machen, verschwinden.

Fräsenfahrer Nils Erdmann und Aufseher Dennis Voß sind in diesen Tagen begehrte Medienobjekte: Viele Fotografen und Kamera-Teams waren in den vergangenen Tagen bereits in Norderstedt, um sich das Wunderwerk anzusehen: Asphaltfräsen, die sich durch die Eiswüsten auf den Straßen kämpfen. "Wir waren schon auf etlichen überregionalen Fernsehsendern zu sehen", sagt Dennis Voß, der das Unternehmen "Schneefräse" gestern im Krummen Weg, in der Memeler Straße, im Hempberg und in der Danziger Straße als Koordinator begleitete. Am Straßenrand bleiben oft Anwohner stehen, um das Geschehen auf der Straße zu fotografieren oder zu filmen. "Wir haben noch kein böses Wort gehört, die Menschen freuen sich regelrecht, uns zu sehen."

Die Firma Witt hat insgesamt sieben Fräsenteams mit je sechs Personen nach Norderstedt geschickt. Jedes Team schafft pro Tag etwa 2,5 Straßenkilometer - ob der recht vage Plan einzuhalten ist, Norderstedt bis Ende der kommenden Woche vom Eise befreit zu haben, bleibt abzuwarten. Eine Prognose möchte auch im Rathaus niemand mehr abgeben.

Zweimal befährt die Asphaltfräse jede Straße: Einmal hin, einmal zurück, wobei das Eis auf einer Breite von 1,60 Meter gekappt wird. Eine leichte Eisschicht bleibt zurück, weil sonst der Asphalt beschädigt werden könnte. Rutschpartien bleiben an der Tagesordnung, die achsenschädigenden Berg- und Talfahrten fallen weg.

Das weggefräste Eis wird per Förderband auf einen vorweg fahrenden Lkw befördert, der etwa zehn Kubikmeter davon auffangen und befördern kann. Lkw-Fahrer Carlo Beesemann und seine Kollegen kippen den Eisbruch auf der freien "Zirkusfläche" südlich der Rathausallee an der Ulzburger Straße ab. Dort können die Eisberge in Ruhe abtauen.

Die Stadt Pinneberg ist inzwischen dem Norderstedter Beispiel gefolgt, muss aber einen höheren Preis akzeptieren: 5000 Euro zahlen die Pinneberger pro Tag für eine Fräse, die Stadt Norderstedt zahlt weniger, weil sie auch im Sommer mit der Tiefbaufirma Witt zusammenarbeitet und auf bestehende Verträge zurückgreifen kann. "Wie teuer dieser Winter uns zu stehen kommt, können wir erst im April oder Mai absehen", sagt Rathaussprecher Hauke Borchardt. Dann nämlich wird auch feststehen, wie groß die Straßenschäden in Norderstedt sind. Die Firma Witt ist froh über den Norderstedter Einfall, den Eispanzer einfach wegzufräsen. "Die Maschinen würden sonst nur auf unserem Hof herumstehen", sagt Witt-Mitarbeiter Dennis Voß. "Für uns ist das Eisfräsen auch eine ganz neue Erfahrung, aber es funktioniert ja sehr gut."

Wer genau wissen will, wann welche Straßen vom Eis befreit werden, bekommt Informationen auf der Internetseite der Stadt ( www.norderstedt.de ). Auch am Sonnabend sind die Schneefräsen von 7.30 bis 16 Uhr auf den Straßen unterwegs. Montag geht's weiter.