Die “Praxis ohne Grenzen“ hatte bundesweit für Schlagzeilen gesorgt. Doch als Dr. Uwe Denker am Mittwoch erstmalig die Praxis an der Lübecker Straße 14 in Bad Segeberg öffnete, ließ sich niemand sehen.

Bad Segeberg. In der Praxis wollen Ärzte von nun an bedürftige Menschen ehrenamtlich behandeln, jeden Mittwoch zwischen 15 und 17 Uhr gibt es die medizinische Versorgung zum Nulltarif.

Der 71-jährige Denker zeigt sich ganz unaufgeregt: "Ich habe auch nicht erwartet, dass uns die Menschen beim ersten Mal die Praxis einrennen." Möglicherweise liege das daran, dass sich das Angebot noch nicht bis zu den Bedürftigen herumgesprochen habe. Auch gelte es wohl, Hemmschwellen zu überwinden, denn bis zum Frühjahr ist die Praxis ohne Grenzen in den Räumen der Awo an exponierter Stelle in der Innenstadt untergebracht. "Das wird an der Efeustraße anders", ist sich der Arzt sicher. Dort, wo auch die Segeberger Tafel ein neues Zuhause gefunden hat, sollen später die endgültigen Praxisräume bezogen werden.

Viel Zuspruch habe er in den vergangenen Monaten erfahren. Medikamente und Material wurden gespendet. Eine komplette Praxiseinrichtung, die neu rund 200 000 Euro gekostet hätte, stehe bereit. Und der Stab der Ehrenamtler, die mitmachen, ist mittlerweile auf zehn Ärzte und acht Helferinnen angewachsen. Wie die Klientel sein wird, darüber könne er nur spekulieren, sagt Denker. Nach Auskunft von Kollegen aus den Großstädten kämen beispielsweise oft Obdachlose mit Hauterkrankungen. Und wenn die Praxis weiter leer bleibt? "Ein Jahr lang wollen wir durchhalten. Wenn dann niemand kommt, ist der Bedarf nicht da. Was ja auch nicht schlecht wäre", so Denker.