Piraten. Viele von uns waren in ihrer Kindheit schon einer, für viele steht dieser Begriff für Segelschiffe und säbelschwingende Kapitäne. Am besten mit Papagei auf der Schulter.

Norderstedt. Doch diese Freibeuter haben nichts mit den modern ausgerüsteten Piraten unserer Zeit zu tun. Wie viele andere aus meinem Bekanntenkreis verfolgte auch ich oft die Nachrichten über gekaperte Schiffe, Geiselnahmen und Gegenschläge. Aus Interesse informierte ich mich etwas mehr über diese modernen Freibeuter und stieß schon bald auf die andere Seite, nämlich das, was die europäischen Staaten gegen Anschläge auf ihre Schiffe unternehmen.

Viele Länder, wie auch Deutschland, schicken militärischen Kräfte in besonders stark betroffene Gebiete, wie zum Beispiel in die Region vor Somalia. Ich vertiefte mich weiter in das Thema und befasste mich mit dem Alltag an Bord der deutschen Schiffe, die das Meer dort unten etwas sicherer machen. So teilt sich die Besatzung, von der ich als Beispiel berichte und die aus etwa 200 Leuten besteht, in sechs spezialisierte Hauptabschnitte auf. Es gibt im Wesentlichen die Aufgabenbereiche Waffen und IT, Navigation, Schiffstechnik, Operationsführung und Versorgung sowie einen Teil für die Hubschrauber und deren Wartung. Speziell für Einsätze sind zusätzliche Kräfte an Bord, wie extra Fachärzte, ein Boarding-Sicherheits-Team und ein Vessel Protection Detachment (VPD), also eine mobile Schutz-Truppe. Während das erste Team dafür zuständig ist, gefährdete Schiffe zu untersuchen, ist das VPD zu "verleihen". Nach Einigung aller beteiligten Staaten und Reedereien können sich eventuell gefährdete Schiffe das VPD ausborgen, um sich für eine zeitlich begrenzte Dauer beschützen zu lassen.

Gearbeitet wird, wenn man gebraucht wird, egal ob man momentan Schicht hat, oder nicht. So sind die sogenannten Seewächter überall dort anwesend, wo stets jemand beschäftigt ist, anders als die Dauerwächter. Diese stehen morgens auf und arbeiten dann den Tag über, um abends wieder zu schlafen.

Die Verpflegung wird komplett an Bord gefertigt, lediglich Zutaten werden bei Stopps in Häfen aufgeladen, wofür es allerdings keine Luken gibt, sodass die Materialien von Hand weitergereicht werden müssen, bis sie sich schließlich an Bord befinden. In der Anfangszeit wird man durch intensives Training auf mögliche Begegnungen vorbereitet. Sollten Personen in Gewahrsam genommen werden, ist es Sache der Politik zu entscheiden, ob und an wen die Piraten ausgeliefert werden. Das bedeutet für die Besatzung dann, wenig Schlaf zu haben, da jeder Fall so schnell wie möglich an Bord bearbeitet wird, bis eine Entscheidung gefallen ist.