Sie dürfen nicht mit unseren Freunden sprechen, sie dürfen nicht mit ins Kino, sie müssen immer im Auto warten. Im Grunde ist es ein trauriges Schicksal, wenn Eltern immer mehr von ihren Kindern aus deren Leben ausgeschlossen werden - und doch kommt keiner drum herum.

Norderstedt. Was schadet es schon, wenn jemand eine Mutter und ihren Sohn beim Schuhekaufen sieht? Warum ist es so peinlich?

Jugendliche möchten mehr Freiheit, Unabhängigkeit und Verantwortung. Anders gesagt, wir wollen uns von unserem vorigen, von den Eltern abhängigem Leben absondern und uns ein eigenes aufbauen. In unserem Alter ist es wichtig, was andere denken und was man selbst anderen demonstriert. Erwünscht ist Eigenständigkeit, denn nach jugendlicher Logik folgen darauf Reife und Unabhängigkeit. Peinlich ist, wenn Eltern diesen Eindruck zerstören. Geht etwa eine Mutter mit ihrer Tochter shoppen, hat ihre Tochter Angst, gesehen zu werden, denn das könnte den Eindruck erwecken, sie sei nicht in der Lage, sich selbst Klamotten zu kaufen. Ebenso wollen Jugendliche in manchen Situationen ungern, dass Eltern sich "jugendlich" benehmen. Auch dies würde keine Eigenständigkeit bedeuten, da nun die Erwachsenen in unsere Welt eindringen. Schriebe mir meine Mutter eine SMS mit jugendlichen Emotions, so würde ich mir ernsthafte Sorgen um ihre Gesundheit machen. Schließlich gehen wir ja auch nicht mit unseren Eltern auf ein Nena-Konzert und grölen dann "99 Luftballons".

Eine Umfrage ergab, dass Jugendliche es mehr als peinlich empfinden, als ihre Eltern erwarten. Von zehn dargestellten Situationen wurden von Müttern und Vätern durchschnittlich nur drei als peinlich vermutet. Ihre Töchter/Söhne fanden jede zweite Situation peinlich.

Liebe Eltern, grämt euch nicht. Trotz jugendlicher Peinlichkeitsanfälle lieben wir euch. Und schließlich geht jede noch so lange Pubertätsphase einmal vorbei, und wir regenerieren unsere normalen Seiten. Aber bis dahin: Versucht uns zu verstehen!