Norderstedter Händler sind verhalten optimistisch: Die letzten Tage bis Heiligabend sollen den Umsatz noch retten. Elektronik, Schmuck und Uhren gehen gut, der Wintereinbruch lässt Textiler hoffen.

Norderstedt. Beim Blick in die Kassen hält sich die Freude bei den Einzelhändlern in der Stadt in Grenzen: Verhalten sind die Reaktionen auf den bisherigen Verlauf des Weihnachtsgeschäftes. Tenor: Es war nicht so schlecht - aber es müsste viel besser sein. Der November war zu warm, die Geschäfte liefen mies. Der Kälteeinbruch im Dezember hingegen rettet gerade den Textilern den Umsatz. Aber die schlechten Straßenverhältnisse sorgten besonders am wichtigen letzten Adventswochenende dafür, dass der erhoffte große "Run" auf die Geschäfte ausblieb. Jetzt legen die Händler ihre Hoffnung auf die "Last Minute"-Käufer an den letzten Einkaufstagen bis Heiligabend.

Die Situation ist landesweit ähnlich, sagt Dierk Böckenholt vom Einzelhandelsverband Schleswig-Holstein in Kiel: "Erst das Sauwetter im November, jetzt Schnee und Eis. Es wird den Einzelhändlern nur schwer gelingen, das Umsatzplus des vergangenen Jahres zu erreichen." 2008 hatten die Einzelhändler in Schleswig-Holstein im November und Dezember 375 Millionen Euro mehr umgesetzt als in den Vergleichsmonaten davor. Von dieser Summe sei man noch weit entfernt, sagt Böckenholt.

Von einer großen Kaufzurückhaltung der Schleswig-Holsteiner spricht Böckenholt allerdings nicht: "Die Einzelhändler vermelden viele hochwertige Käufe, gerade im Elektronikbereich, auch Uhren und Schmuck gehen gut." Buchhändler, Parfümerien und die Lebensmittelbranche setzen darauf, im Endspurt des Weihnachtsgeschäftes bis zum 24. Dezember den gewünschten Umsatz noch zu erzielen.

Julita Zaremba, die Centermanagerin im Herold Center, hat bisher positive Rückmeldungen der Einzelhändler bekommen. "Das Geschäft ist aber schleppend angelaufen, kam erst durch den Wintereinbruch richtig in Fahrt", sagt Zaremba. Einkaufen sei eben auch Stimmung und Emotion. Schnee zu Weihnachten sorgt für Konsumlaune. Die Weihnachtswochenenden seien im Center bisher gut besucht gewesen, 50 000 potenzielle Käufer schieben sich an den Advents-Sonnabenden täglich durch die Center-Gänge. Zaremba: "Nun haben viele Menschen sich Brückentage bis Heiligabend genommen. Und die werden erst jetzt die Zeit finden, um hoffentlich alle ihre Einkäufe zu erledigen."

Tobias Mährlein, Buchhändler am Schmuggelstieg und Sprecher der Interessengemeinschaft der Händler am Ochsenzoll, hofft auf die letzten heißen Tage. Will meinen: Bisher war das Geschäft nicht ganz zufriedenstellend. "Wir sind aber alle froh, dass die Ulzburger Straße nach den Bauarbeiten zum Weihnachtsgeschäft wieder offen war und sind jetzt guten Mutes", sagt Mährlein. Es sei einiges an Umsatz aufzuholen, um die Vorgaben aus dem letzten Jahr noch zu erreichen. Mährlein: "Doch der Schmuggelstieg ist jetzt voll mit Kunden. Gerade die Textiler profitieren vom Wintereinbruch." Bettina Weidemann hat in ihrer Goldschmiede "Tendenzen" alle Hände voll zu tun und spricht von einem "guten und normalen" Weihnachtsgeschäft. "Wir haben viele Sachen in der Werkstatt, und gerade an den letzten Tagen kaufen die Leute gerne Schmuck", sagt Weidemann. In der Moorbek-Passage sei bei den Kunden keine Kaufzurückhaltung zu spüren, sagt Center-Manager Philip Weiß. Etwa 5000 Menschen kämen im Durchschnitt an den Advents-Wochenenden zum Einkaufen, die gemeinsamen Aktionen der Händler würden gut angenommen. Weiß: "Nächstes Jahr wird da bestimmt viel härter." Die Prognosen für 2010 sind im ganzen Land zurückhaltend. "Es wird nicht einfach werden für den Einzelhandel", sagt Dierk Böckenholt vom Einzelhandelsverband. Steigende Bei- träge zur Arbeitslosenversicherung und die allgemein schlechten Prognosen für den Arbeitsmarkt - die Menschen, so Böckenholt, werden ihre Geld zurückhalten und weniger im Portemonnaie haben. Doch der Norden habe hier einen Vorteil gegenüber dem Rest des Landes. Dierk Böckenholt: "Wir haben in Schleswig-Holstein weniger Industrie. Deswegen haben wir in den vergangenen Jahren auch weniger vom Aufschwung gehabt. Dafür fallen wir im Abschwung nicht so tief."