Sie sprang für eine Kollegin ein - und eroberte das Publikum sofort mit ihrer Stimme, die bei aller Wärme auch noch viel Strahlkraft hatte.

Kisdorf. Vanessa Barkowski berührte mit ihrer Alt-Stimme die Herzen der Zuhörer in der voll besetzten Kisdorfer Friedenskirche und setzte dem Jubiläumskonzert zum 90. Geburtstag des Chorvereins Kisdorf einen Glanzpunkt auf, besonders im "Ave Maria" mit Urd Josch-Fulda an der Harfe.

Ein weiterer Glanzpunkt waren die Jubilare selbst. Die 60 Sängerinnen und Sänger des Chorvereins Kisdorf überzeugten durch große Harmonie, volle Konzentration und Hingabe. Sie folgten exakt ihrem Chorleiter Hans Thiemann, der ein gelungenes Programm zusammenstellte und dem Chor durch das Einfügen von zwei "chorfreien" Partien kleine Atempausen gönnte. Zwischen den einzelnen Werken nickte Thiemann, der den Chor seit zehn Jahren leitet, "seinen" Sängerinnen und Sängern anerkennend und aufmunternd zu. Zu Recht: Keine Stimme fiel hörbar aus dem Kontext des Chores, der Gesang kam kraftvoll, die Stimmungen wurden überzeugend ausgestaltet.

Eröffnet wurde das Festkonzert mit Antonio Vivaldis Gloria, in dem vor allem der apart-zarte Klang des Dialogs zwischen Sopranistin Sonja Adam und der Oboe mit Dorothea Runge vom bestens spielenden Vivaldi-Kammerorchester faszinierte. Adam bezauberte mit ihrem frischen Sopran auch in César Francks "Panis angelicus" und in Camille Saint-Saëns' Weihnachtsoratorium. Altistin Barkowski gelang im Oratorium ein wundervoller Ton und in Vivaldis Gloria ein engelsgleiches "miserere nobis". Auch Mezzosopranistin Natalie Kopp, Tenor Andreas Preuß und Bariton Enico de Pieri überzeugten.

Der Kisdorfer Chor meisterte auch größere Stimmungswechsel, beispielsweise den nachdenklichen Ton im "Grad dort" des zeitgenössischen Komponisten Anton Heiler. Jubilierend erklang das volksliedhafte "Vom Himmel hoch" von Johann Eccard. Krönung des Konzerts war aber die Intonation von Saint-Saëns' Weihnachtsoratorium, dessen Vorspiel das Kammerorchester fein gestaltete.

Eine bittere Nachricht erhielt der Chor zu seinem 90. Geburtstag ausgerechnet von der Gemeinde Kisdorf. "Uns wurden für 2010 die Zuschüsse gestrichen, und wie wir jetzt weiterarbeiten sollen, wissen wir noch nicht", sagte Chorleiter Hans Thiemann. So wird beste und ehrenamtliche Kulturarbeit von der Gemeinde selbst zunichte gemacht.