Hartmut Mohrs Bilder sind zugenäht. Fäden schnüren Stoffbahnen zusammen. Tücher überlappen sich, als wollten sie ein Geheimnis zudecken. Hartmut Mohr ist ein Mal-Meister der Illusion.

Norderstedt/Heede. Er zeichnet die Nadel und den Stoff, den sie durchsticht, fotorealistisch genau. Er malt Polster auf die Fläche, die bei neuem Hingucken zum Drahtgeflecht werden. Er bringt mit Schattierungen, Weiß-Höhungen und Farb-Bearbeitungen des Malgrundes Räumlichkeit ins Bild.

Seine Bilder sind aufgeräumt. So aufgeräumt wie sein Haus in Heede bei Barmstedt, in dem er seit Jahrzehnten mit seiner Familie lebt. Nichts Überflüssiges. Viel Funktionelles. Die Form folgt der Funktion. Rückbesinnung auf das Einfache. Und: Keine Störungen bitte.

Auch Norderstedt hat er zeichnerisch umgesetzt. Als geflochtenes Kreuz unten rechts in einem großen Tableau. Der Künstler arbeitete das Bild 1985 für die Landesschau "Künstler sehen Norderstedt" des schleswig-holsteinischen Bundes Bildender Künstler (BBK). Die vier Flechtstränge symbolisieren Norderstedts Ursprungsgemeinden. Schräg darüber steht der Buchstabe "N", einmal real, einmal als Schatten.

Hartmut Mohr erhielt für sein Norderstedt-Bild den zweiten Preis des BBK. Die Stadt Norderstedt kaufte das Werk 1985. Jetzt hat Mohr es restauriert und bringt es zu seiner Ausstellung "Bildstoffe aus drei Jahrzehnten" wieder mit.

Die Mohr-Schau wird am Sonnabend, 12. Dezember, 16 Uhr, in der Rathaus-Galerie in Norderstedt eröffnet. Mit der Ausstellung feiert Hartmut Mohr in Norderstedt seinen 60. Geburtstag. Anschließend geht die Schau nach Eutin und nach Oslo.

Mit farbigen Fabelwesen fing alles an. Die lernte er bei seinem Kunstdozenten Rudolf Hausner an der Hamburger Kunsthochschule kennen. Doch rasch verloren die Fabelwesen ihre Farbe. Und sie reduzierten ihr reales Aussehen. Immer stärker. Bis von ihnen nur noch Flächen blieben. Die Bilder wurden monochrom. Im Grau- bis Weiß-Spektrum. Die Flächen gestaltet Mohr so, dass sie ein reliefartiges Eigenleben entfalten.

"Ich reibe solange Farbe mit Terpentin in den Malgrund, meistens Nessel, bis sich eine monochrome Fläche ergibt, bis sich durchs Wischen Schatten bilden", sagt Mohr. Dadurch käme er zu seinem Thema, dem Bild an sich. Durch seine Technik kommt er auch zu seinem Hauptanliegen: Niemanden zu verraten, welches Geheimnis seine zugenähten Bilder bewahren.

Hartmut Mohr "Bildstoffe aus drei Jahrzehnten", Rathaus-Galerie Norderstedt, Rathausallee 50. Zu sehen vom 12. Dezember, 16 Uhr, bis zum 14. Januar, mo., di., do., so., 10 bis 12 Uhr und 15 bis 18 Uhr.