Bis zu 700 Menschen beziehen wöchentlich kostenlos Lebensmittel. Tafel-Vorsitzende Marion Steinvorth mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet.

Norderstedt. Auch in der Stadt Norderstedt nutzen immer mehr bedürftige Menschen das Angebot der örtlichen Tafel, kostenlos Lebensmittel für den täglichen Bedarf zu bekommen. Zwischen 600 und 700 Personen kommen regelmäßig zu den Ausgaben der Tafel, die ihren Sitz auf städtischem Grund bei der Feuerwehrzentrale am Schützenwall hat. Tendenz in Folge von Wirtschafts- und Finanzkrise steigend? Ja, eindeutig, sagt Marion Steinvorth. Sie war 1996 Mitbegründerin des Vereins "Norderstedter Tafel" - und ist seitdem Vereinsvorsitzende.

Für ihr langjähriges ehrenamtliches Engagement im sozialen Bereich, zunächst als Helferin bei der Hamburger Tafel, seit 13 Jahren in Norderstedt, wurde die 65-Jährige jetzt vom Bundespräsidenten mit der Verdienstmedaille des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet.

Die Feierstunde fand im Ahrensburger Schloss statt, wo Ministerpräsident Peter Harry Carstensen die Verdienstmedaillen an sechs verdiente Schleswig-Holsteiner, darunter auch Herdis Hagemann aus Bad Segeberg (siehe unten stehenden Text), überreichte. Für Marion Steinvorth war es eine Selbstverständlichkeit, langjährige Mitstreiter von der Norderstedter Tafel zum Empfang mitzunehmen: "Ich bekomme die Medaille doch stellvertretend für alle Helfer." Mehr als 75 freiwillige Helfer sind es, die sich gemeinsam mit Marion Steinvorth engagieren. Die hiesige Tafel ist eine der ältesten und größten in Schleswig-Holstein.

Der Verein um seine Vorsitzende Steinvorth kooperiert inzwischen mit einer Vielzahl regelmäßiger Lebensmittelspender: "Wir arbeiten praktisch mit allen großen Lebensmittelketten in Norderstedt zusammen." Gesucht wird derzeit dringend ein weiterer Standort im Stadtgebiet, um auch dort eine wöchentliche Abgabe einzurichten. Außer am Schützenwall (Ausgabe dienstags und freitags jeweils 14.30 bis 16 Uhr) hat die Norderstedter Tafel in Henstedt-Ulzburg (dienstags 15 bis 16 Uhr im Bürgerhaus), in Quickborn-Heide und in Hamburg-Langenhorn Dependancen.

Der "Warenfluss" ist generell ausreichend, wie Marion Steinvorth erklärt: "In der Weihnachtszeit wird natürlich mehr gespendet als zu anderen Jahreszeiten." Die Vereinsvorsitzende betont: "Wir sind auch nie angetreten, für eine Vollversorgung zu sorgen. Es geht immer um eine Ergänzung der Versorgung."

So groß das Spendenaufkommen in einer reichen Stadt wie Norderstedt ist, so standhaft hält sich auch die grundsätzliche Kritik an der Arbeit der Tafel. Auch damit muss Marion Steinvorth seit vielen Jahren umgehen. "Selbstverständlich muss jeder bei uns einen Bedürftigkeitsnachweis vorlegen!" Wer den Tafel-Nutzern vorwerfe, Sozialschmarotzer zu sein, der vergesse, "dass keine Ware extra gekauft wird. Die Lebensmittel müssten weggeschmissen werden. Insofern entlasten wir auch die Händler", so die Tafel-Vorsitzende. Am Schützenwall werden zusätzlich zu den "normalen" Lebensmittelspenden auch kostenlose Frühstücke für Wohnungslose und Alleinstehende angeboten: montags von 11 bis 12 Uhr.