Um sich bekannt zu machen, besuchte der Jurist den Feuerwehrball und wurde Mitglied in 20 Vereinen.

Norderstedt. Die Geschichte der modernen Rechtsprechung in Norderstedt reicht 50 Jahre zurück - und ebenso lange ist Rechtsanwalt Klaus Heidorn vor Ort im Sinne seiner Mandanten tätig. Kaum war das heutige Amtsgericht Norderstedt als damalige Zweigstelle des Amtsgerichts Pinneberg zum 1. Oktober 1959 in Garstedt aus der Taufe gehoben (wir berichteten), da erhielt der heute 79 Jahre alte Jurist Heidorn zum 11. November seine Zulassung als hiesiger Anwalt. Zusammen mit Dr. Rudi Krause, der sich ganz kurz vor ihm in Garstedt niederließ, bildete der gebürtige Pinneberger das Urgestein der Norderstedter Anwaltschaft.

Klaus Heidorn erinnert sich noch gut an die bescheidenen Anfänge in seinen ersten Büroräumen in einem Reetdachhaus am Hempberg: "Wir hatten kein Telefon, aber einen Kachelofen." Die Technik hat sich seitdem sehr verändert, der Jurist, der nach dem Abitur auf dem Elmshorner Bismarck-Gymnasium in Hamburg Rechtswissenschaften studiert hatte, aber blieb seinem Kredo stets treu. "Wir sind und bleiben einer ganz besonderen Berufsethik verpflichtet", so der 79-Jährige, der heute noch einige Kinder von Mandanten betreut, die ihn einst Anfang der 60er-Jahre aufgesucht hatten. Der Anwalt und Notar a. D. hätte sich einst wegen seines guten räumlichen Vorstellungsvermögens auch vorstellen können, Architekt zu werden - und agiert mit jenem Augenmaß auch stets unter den Augen Justitias: "Man muss den Sachverhalt genau mit den Mandanten besprechen - und ihnen auch das Prozessrisiko aufzeigen." Denn eins hat Klaus Heidorn in unzähligen Prozessen auch gelernt: "Als Anwalt kann man nicht jeden Prozess gewinnen, man muss auch kräftig einstecken können."

Heidorn, der 1960, im Jahr seiner Bestellung als Notar, mit seiner Familie auch privat in Norderstedt ansässig geworden war, durfte seinerzeit wie alle seine Kollegen keinerlei Werbung machen. "Also ging ich zum Feuerwehrball, wurde Mitglied in mehr als 20 Vereinen." Der Jurist schrieb so auch Stadtgeschichte mit. Viele Jahre war er unter anderem auch Vorsitzender des Aufsichtsrats der Norderstedter Bank.

"Ja, ich würde diesen Weg wieder gehen", sagte Klaus Heidorn rückblickend auf die vergangenen 50 Jahre, "es ist ein sehr interessanter Beruf." Zu dessen spektakulären Höhepunkte Momente gehören, wie jener, als der Norderstedter Anwalt auf dem Frankfurter Flughafen den Reiseleiter einer amerikanischen Reisegesellschaft per gerichtlicher Verfügung und Gerichtsvollzieher auf dem Rollfeld stoppen ließ, um Schulden im Sinne eines Mandaten einzutreiben.

Heidorn stritt in Arbeitsrechtsprozessen, mal für die Arbeitgeber, mal für Arbeitnehmer, vertrat Mandanten in Aufsehen erregenden Prozessen um Verkehrsunfälle - und war Pflichtverteidiger von Mitgliedern der berühmt-berüchtigten Norderstedter "K.O-Bande". Zu seinen erwiesenen Spezialgebieten gehören bis heute aber vor allem auch Grundstücks- und das sehr spezielle "Höferecht": "Gerade habe ich eine Mandantin aus der Lüneburger Heide, die mich genau wegen eines solchen Falls über das Internet kontaktiert hat."

Seit 2003 gehört Jurist Klaus Heidorn, der zwei erwachsene Kinder und zwei Enkelkinder hat, zur Sozietät Horne, Heidorn, Krüger, Geissler mit Sitz an der Ohechaussee 9. Zum Empfang anlässlich seines Jubiläums kamen als Gratulanten unter anderem auch Norderstedts Stadtpräsidentin Kathrin Oehme, Oberbürgermeister Hans-Joachim Grote, der heutige Direktor des Norderstedter Amtsgerichts, Dr. Wolf Reinhardt Wrege, und die Vizepräsidentin des Landgerichts, Ulrike Hillmann.

Ans Aufhören als Anwalt denkt Klaus Heidorn, dem man so gar nicht anmerkt, dass er im kommenden Jahr seinen 80. Geburtstag feiert, nicht. Und tatsächlich scheint der Anwaltsberuf auch eine Art Jungbrunnen zu sein: Immerhin sieben Anwälte aus dem nördlichsten Bundesland begingen in diesem Jahr ihr 50-jähriges Berufsjubiläum.