Insassen attackieren Lkw-Fahrer (46). Rettungsdienst arbeitet an der Kapazitätsgrenze. Bundesstraße stundenlang gesperrt.

Hitzhusen. Verletzte liegen blutend auf dem Boden, ein Kind schreit, die Mutter hockt wimmernd daneben. Als die ersten Rettungswagen gestern auf der Bundesstraße 206 bei Hitzhusen eintrafen, standen die Helfer vor einer erschütternden Szene. Der VW-Bus einer rumänischen Großfamilie hatte sich seitlich in einen abbiegenden Lastwagen gebohrt. Sämtliche neun Insassen erlitten dabei Verletzungen. Eine 22 Jahre alte Frau schwebt in Lebensgefahr. Die Besatzung eines Rettungshubschraubers flog sie ins Hamburger Bundeswehr-Krankenhaus.

Zu dem Unglück kam es kurz vor 12 Uhr weniger als 100 Meter von der Abzweigung der Ortsumgehung von Bad Bramstedt entfernt, als der 46 Jahre alte Fahrer eines Kühl-Lastzuges nach links auf einen Parkplatz abbiegen wollte. Er beteuerte an der Unfallstelle, den VW-Bus nicht gesehen zu haben, der sich beim Abbiegen in gleicher Höhe mit dem Lkw befand. Die Front des VW bohrte sich in die Zugmaschine.

Unfassbar: Als der Lkw-Fahrer unverletzt ausstieg, um den Verletzten zu helfen, attackierten zwei Insassen aus dem VW-Bus den 46-Jährigen. "Einer schlug mir auf die Nase, ein anderer trat auf mich ein", sagte der Mann aus Büdelsdorf.

Der Rettungsdienst griff auf sämtliche Reserven zurück, um die Verletzten zu versorgen. Neun Rettungswagen aus der Region und ein Rettungshubschrauber aus Hamburg waren im Einsatz. Notarzt, ein Rettungswagen und ein weiterer Hubschrauber standen für den Unfall nicht zur Verfügung, weil sie kurz zuvor zu einem anderen Unglück in Hitzhusen gerufen worden waren. Auf einem Bauernhof war ein Mann von einer Leiter gestürzt und hatte sich schwere Verletzungen zugezogen. "Wir waren am Rande unserer Kapazitäten", sagte der Chef der Rettungsleitstelle in Norderstedt, Carsten Stümer. Warum es zu dem Unglück auf der B 206 kam, soll jetzt im Auftrag der Staatsanwaltschaft ein Sachverständiger gemeinsam mit der Polizei klären.