Gehen, nachdenken, philosophieren. Pilgerwege werden immer beliebter. Auch in Norderstedt soll eine Pilgerstrecke entstehen. Sie ist fünf Kilometer lang, hat zehn Stationen, die mit 3,80 Meter hohen und 1,40 Meter breiten Kunstwerken markiert sind, und verbindet die Paul-Gerhardt-Kirche am Alten Buckhörner Moor 16 und die Christuskirche an der Kirchenstraße 12 miteinander.

Norderstedt. 2008 haben die Garstedter Kirchen zur Emmaus-Kirchengemeinde fusioniert, und so heißt der Pilgerweg auch Emmausweg.

100 000 Euro lässt sich die Kirchengemeinde den Weg mit den Kunstwerken kosten. 15 000 Euro stellt sie aus eigenen Haushaltsmitteln bereit. "Jetzt wollen wir den Emmaus-Pilgerweg und die Skulpturen den Norderstedter Parteien, Fraktionen, Ausschüssen und der Öffentlichkeit vorstellen und um Spenden bitten", sagt Christoph Plümer, Pastor der Emmaus-Gemeinde.

Am Sonntag, 11 bis 12.30 Uhr, sind einige Kunstwerke des Skulpturen-Wettbewerbs in der Paul-Gerhardt-Kirche zu sehen und am Sonntag, 6. Dezember ab 11 Uhr in der Christuskirche. Gezeigt werden auch die Modelle der Wettbewerbssiegerin Bernadette Hörder aus Karlsruhe, Dozentin an der Hochschule Anhalt Dessau.

Der Pilgerweg führt von der Kirche am Alten Buckhörner Moor zum Stadt- und Feuerwehrmuseum, über den Friedrichsgaber Weg, quert die Oadby-and-Wigston-Straße und führt in die Feldmark. Über Harthagen biegt der Emmausweg links in Lehmkuhlen ein, läuft an der Moorbek entlang durch Wiesen und Äcker und mündet über den Hasloher Weg in den Kleinen Hasloher Weg, Kornhoop und Hökertwiete, kreuzt dann den Friedrichsgaber Weg und geht in die Kirchenstraße zur Christuskirche.

"Der Emmaus-Weg soll sinnbildlich ein unbekanntes Gelände erschließen, neue Erfahrungen bringen und führt auf teilweise verschlungenen und verworrenen Pfaden auf Umwege, eben wie das Leben auch", sagt Christoph Plümer. Spirituell soll der Weg auf die Emmausgeschichte aus dem Lukas-Evangelium, Kapitel 24, eingehen, die zur Namensgebung der Kirchengemeinde führte.

Die Künstlerin Bernadette Hörder (47) setzte sich in dem Wettbewerb vor einer Jury mit Gemeindegliedern und Landschaftsarchitekten unter dem Vorsitz von Oberbürgermeister Hans-Joachim Grote gegen drei weitere Teilnehmer durch, darunter Norderstedts dritter Kulturpreisträger, der Bildhauer Thomas Behrendt.

Hörders Skulpturen zeichnen sich durch eine klare, geometrische Formensprache aus. Sie schneidet aus roten und orangefarbenen Stahlplatten Flächen, die in ihrer Linienführung den Emmaus-Weg symbolisieren sollen. Die Formen der Ausschnitte erinnern an Schriftzeichen und mindern die Wuchtigkeit der hohen Stahlskulpturen, die Hörder bewusst sachlich und konträr zur Natur gestaltete. Gleichzeitig sind die in den Skulpturen symbolisch ausgeschnittenen Wege U- oder treppenförmig oder als Zickzack laufende Pfeile angelegt. Sie sollen auch Geschichten aus der frühen Christenheit erzählen, aus der Zeit, als der Ort Emmaus in der Nähe Jerusalems noch mit Leben erfüllt war. Wo indes Emmaus genau lag, darüber streiten Historiker und Kleriker heftig.

Die Skulptur an der Paul-Gerhardt-Kirche zeigt einen Pfeil als Start-Symbol, während der Pfeil der Skulptur an der Christuskirche die Einkehr symbolisieren soll. "Ein Rätselraten der Spaziergänger ist durchaus beabsichtigt", sagt Plümer.

Zu 10 000 Euro pro Skulpturen-Station kommt das Honorar für die Künstlerin. Die Künstler, die am Wettbewerb teilgenommen haben und in die engere Wahl kamen, erhielten einen Kostenbeitrag von 1500 Euro.

Die Einweihung des Pilgerweges plant die Gemeinde für April 2011. Dann eröffnet auch die Landesgartenschau. "Wir wollen alle Mitglieder unserer Kirchengemeinde in die Umsetzung einbinden", verspricht Plümer.