Ab kommendem Frühling sollen sich die Rotoren drehen. Neun Anlagen liefern seit Jahren auf dem Areal westlich der Autobahn Strom. Die neuen Windräder werden gleich nebenan aufgestellt.

Wiemersdorf. Die Dimensionen des Projekts sind gewaltig: 150 Meter hoch werden die sieben neuen Windenergieanlagen in den Himmel reichen, die an der Autobahn 7 nördlich von Bad Bramstedt entstehen. Die Rotoren haben einen Durchmesser von 100 Meter. 27 Millionen Euro investiert das Unternehmen Bürgerwindpark Wiemersdorf in die umweltfreundlichen Stromerzeuger. Die Fundamente werden in den kommenden Wochen fertig gestellt. Vom kommenden Frühling an sollen sich die Rotoren drehen.

Neun etwas kleinere Anlagen des Unternehmens liefern bereits seit Jahren auf dem Areal westlich der A 7 Strom. Die neuen Windräder werden gleich nebenan aufgestellt. Hinter dem Projekt stehen keine Konzerne, sondern Menschen aus Wiemersdorf und den Nachbardörfern. Mitte der 90er-Jahre, als das Land nach Flächen für Windkraft suchte, schlossen sich zwölf Landwirte in der 1600-Einwohner-Gemeinde zusammen und gründeten die Firma Bürgerwindpark.

Ihr Ziel: Das Geschäft sollten nicht die großen Konzerne machen, sondern die Wiemersdorfer. "Wir haben uns gesagt: Das können wir auch selbst", berichtet der promovierte Agraringenieur Hans-Günther Lüth, einer von drei Geschäftsführern des Bürgerwindparks. Er hat seinen Bauernhof inzwischen aufgegeben und verdient mit Windkraft sein Geld. 2001 entstand der erste Teil des Windparks, drei Jahre später trieb der Wind in Wiemersdorf neun Windräder an. Die Rotoren produzieren jährlich 28 Millionen Kilowatt-Stunden Strom und versorgen damit nicht nur Wiemersdorf, sondern auch Bad Bramstedt und Nachbardörfer. Lüth: "Ein Großteil bleibt im Ortsnetz."

45 Kommanditisten haben sich an der alten Anlage beteiligt. Bei der neuen, die 42 Millionen Kilowatt-Stunden liefern soll, sind es 100. Als Lüth und seine Mitstreiter Anfang dieses Jahres zu einer Info-Veranstaltung über die neuen Rotoren einlud, war der Gemeindesaal voll. Schnell hatte sich im Dorf herumgesprochen, dass der Strom nicht nur umweltfreundlich ist, sondern auch Geld bringt. Lüth erwartet in den ersten zehn Jahren eine Rendite von sieben Prozent, in der zweiten Dekade sollen es sogar zehn Prozent oder mehr sein.

"Wir hatten das Geld schnell zusammen", sagt Hans-Günther Lüth. Einige Investoren wollten sogar 800 000 Euro Eigenkapital für eine eigene Windmühle auf einen Schlag anlegen. Doch damit waren die Macher vom Bürgerwindpark nicht einverstanden. Sie möchten die Wertschöpfung im Ort erhalten. Zur Philosophie des Unternehmens gehört auch, bei den Arbeiten Handwerker und Baufirmen aus der Region zu beschäftigen. "So bleibt die Gewerbesteuer zu 100 Prozent im Ort", sagt Lüth. Wiemersdorf profitiert von den Windkraft-Investoren. Anfang des Jahres konnte sich das Dorf den Ausbau der Kindertagesstätte und eine Warmwasseranlage fürs Freibad leisten. Schulen und Sportvereine freuen sich über Zuschüsse. Vor kurzem hat das Unternehmen die Benzinkosten für den Bus des Sportvereins übernommen.

Die Wiemersdorfer Windmühlen-Unternehmer bekommen immer mehr Anfragen aus anderen Dörfern, die vom Land als "Eignungsräume" eingestuft wurden. Sie wollen das Erfolgsmodell des Bürgerwindparks kopieren. Mit dem Bau der neuen Anlagen sind die Kapazitäten in Wiemersdorf weitgehend erschöpft, doch im Nachbardorf Großenaspe wird bereits fleißig für einen eigenen Windpark geplant. Lüth: "Wir sind in die Planungen involviert."