Der Obermeister ist für die vielen Stammkunden nicht nur ein guter Handwerker, sondern auch Beichtvater. Die kleinen Geheimnisse, die die Kunden ihm verraten, behält er natürlich für sich.

Norderstedt. Den Titel des dienstältesten Stadtfriseurs möchte sich Hans-Werner Gobetz nicht anheften, der Salon Gobetz an der Segeberger Chaussee 43 aber ist auf jeden Fall älter als die Stadt selbst: Am 1. Dezember, einen Monat vor der Stadt Norderstedt, können der 64 Jahre alte Friseurmeister und seine Kollegen den 40. (Firmen-)Geburtstag feiern.

Die Friseur-Geschichte von "H.-W." oder "Gobi" Gobetz reicht sogar noch neun Jahre weiter zurück. Bis zum 1. April 1960, als der gebürtige Quickborner, der eigentlich Schriftsetzer bei einem Zeitungsverlag hatte werden wollen, in seiner Heimatstadt im bekannten Salon von Rudolf Finke seine Lehre begonnen hatte. Seitdem hat der 64-Jährige nach eigener Rechnung mehr als 367 500 Haarschnitte gefertigt - von Ermüdungserscheinungen keine Spur: "Ich höre bestimmt nicht mit 65 auf, mache weiter, solange meine Kunden nicht sagen, ich sei zu alt."

Der Innungsobermeister des Friseurhandwerks in Mittelholstein hat stets großes Augenmerk darauf gelegt, seine Handwerkskunst an Jüngere weiterzugeben. Im Salon Gobetz, der in den vergangenen Jahrzehnten auf wenigen Hundert Metern dreimal umgezogen ist, wird derzeit die 50. Auszubildende seit 1969 betreut. Gobetz selbst erhielt eine Auszeichnung für seine Verdienste um den beruflichen Nachwuchs. Ehemalige "Azubinen", die inzwischen gestandene Friseurmeisterinnen sind, haben die früheren Gobetz-Geschäfte in Quickborn und Sievershütten übernommen. Und mit Sabrina Holtz (27) ist ebenfalls eine von Gobetz von der Pike auf ausgebildete Friseurmeisterin seit 2008 seine Geschäftspartnerin im Salon ("Gobetz + Holtz") unweit des Ochsenzolls.

Die große Palette der Menschen, denen Gobetz die Haare schön macht, reicht von der achteinhalb Monate alten Frederike als wohl jüngster Kundin bis zu älteren Herrschaften wie dem Quickborner Winfried Flade, der sich seit mehr als 45 Jahren vom Friseur seines Vertrauens bedienen lässt. "Es gibt viele Kunden, die mich seit 35 oder 40 Jahren begleiten", so Gobetz. Was auch bedeute, treuen Kunden, die schwer erkrankt sind, in deren Wohnung die Haare zu schneiden.

Trotz aller Nostalgie plädiert der Obermeister an alle Kollegen, mit der Zeit zu gehen: "Friseur, das ist ein Modeberuf. Und die Mode bleibt nicht stehen." Man müsse "ständig an sich arbeiten und das Erlernte an die Mitarbeiter weitergeben". Bisweilen sind und werden althergebrachte Techniken wieder trendy, so wie der "nostalgische Messerhaarschnitt", der im Salon Gobetz + Holtz angeboten wird. Gobetz selbst reiste bis nach Shanghai, um dort eine spezielle Form der chinesischen Heilmassage, Akupressur und Haaranalyse zu erlernen, die er seitdem in Norderstedt anbietet.

Der Norderstedter kennt den Promi-Figaro Udo Walz gut, möchte aber keinesfalls mit ihm tauschen. Auf die Frage, welches Supermodel er am liebsten frisieren würde, sagt Gobetz: "Meine Frau!" Auch er hat im Laufe der Jahre bekanntere Größen wie den HSV-Aufsichtsrat Udo Bandow und Schlagersänger Uli Martin unter der Schere gehabt. "Alle meine Kunden sind meine Promis", sagt "Gobi".

Während er die vielen Zigtausend Haarschnitte fertigte, führte Gobetz fast ebenso viele Gespräche mit seinen Kunden: "Das ist, was mir fehlt, wenn ich ein paar Tage frei habe." Und der Friseur ist dabei häufig genug so etwas wie Vertrauter oder Beichtvater: "Es gibt keine Tabuthemen. Was mir persönlich erzählt wird, fällt auch unters Beichtgeheimnis."

Kein Geheimnis ist, dass es bis zum 31. Dezember 40 Preise zu gewinnen gibt, und dass der 40. Firmengeburtstag am Sonntag, 6. Dezember, von 11 bis 15 Uhr groß gefeiert wird. An diesem Tag gibt es beim Würfelspiel Preise zu gewinnen, und mit etwas Glück können bei einer Verlosung kräftige Preisnachlässe gezogen werden.