Im Gasthof Klint kommen nicht nur Nostalgiker ins Schwärmen. Das Ehepaar Marion Wiesner und Jan Cordt baut das historische Anwesen zum Treffpunkt aus.

Heidmühlen. Gleich schießt Amor seinen Pfeil ab! Auf eine schöne Maid, die zum Bade in den blau schimmernden See schreitet. Oder setzt Jupiter, dieser Schlingel aus der Unterwelt, gerade zum Sprung auf Eurydike an? Wer verbirgt sich hinter dem Vorhang des malerischen Bühnenvorhangs auf dem Festsaal des Gasthofs Klint in Heidmühlen? Die Fantasie schlägt Kapriolen angesichts der impressionistischen Landschaft mit See, Strand und Treppe ins Nirgendwo.

Im Oktober 2005 entdeckten Marion Wiesner und Jan Cordt (beide 50) die Idylle am Klint in dem Dorf neben dem Wildpark Eekholt. Sie kauften gleich das ganze Anwesen. Seitdem renovieren sie und entdecken immer neue alte Schönheiten in dem reetgedeckten Bauernhof mit Gastwirtschaft von 1860. Das Haupthaus ist noch älter und wurde um 1800 als Zwei-Ständer-Fachwerk mit Wohnung und Stallungen gebaut. Erst kam ein Pferdestall hinzu, dann 1860 die doppelstöckige Gastwirtschaft mit Freiluftkegelbahn. Anfang des 20. Jahrhunderts wurden ein großer Kuhstall und ein Heuboden gebaut. 1910 musste die Kegelbahn der Gaststube und dem Festsaal weichen. Die Bühnenmalerei des Saals steht unter Denkmalschutz.

Behutsam dreht Jan Cordt den Bühnenvorhang hoch. Und legt die Innenansicht eines Schlosses frei. Das Gold an den Schlosswänden ist arg zerknittert. "Dieser Bühnenprospekt muss restauriert werden, dazu brauche ich die Hilfe des Denkmalschutzamtes", sagt Cordt.

Auch der Saal bringt mit den Tütenschirm-Lampen an Wänden und Decke, den zehn geschnitzten Säulen am Saalrand und einem mehr als 100 Jahre alten Thekenschrank Nostalgiker zum Schwärmen.

Die alten Kneipenstühle an den viereckigen Tischen sind schnell besetzt. Es ist Sonntagnachmittag. Kaffee-und-Kuchen-Hochzeit. Die Torten-Träume vom Klint haben das Stadium des Geheimtipps längst gesprengt. Locker und fluffig sind die Tortenböden, lecker und fruchtig die Füllungen, leicht und frisch die Schlagsahne. "Wir bereiten nach Absprache alles vom Frühstück bis zum Brunch", sagt Cordt. Dafür sorgen ein Küchenteam und ein Koch aus Neumünster.

"Langfristig wollen wir den Restaurantbetrieb ausbauen", sagt Cordt, der ein großer Verfechter von Biokost ist und den Hof ursprünglich nur kaufte, um im Kuhstall eine Käserei zu betreiben. Die hat er vor sechs Jahren einige Kilometer weiter in Latendorf aufgebaut, seine Jungziegen grasen auf 40 Hektar Weidenfläche. Mit dem Klint-Hof kommen noch einmal sechs Hektar Grundstück und vier Hektar Weide hinzu. Alles Bio. Für den Restaurant-Betrieb im alten Gasthof kauft er nur hochwertige Produkte aus der Region, beispielsweise vom Hof Ehlers in Hasenmoor und vom Demeterhof in Kattendorf.

Jan Cordt und Marion Wiesner wollen aber noch mehr Träume mit dem Klint-Hof verwirklichen. "Wir haben eine Ausbau-Reserve von tausend Quadratmetern", sagt Cordt. Die Bauerndiele des Hauses bietet sich als Veranstaltungsraum ebenso an wie die obere Etage des Wohnhauses für Seminare und Zimmer. Kunst-Ausstellungen sind jetzt schon auf dem Saal und in der Gaststube zu sehen, und am 13. Februar, 20 Uhr, geht die Sebarger Speeldeel mit "So een Tyrann" auf die historische Bühne, am 19. und 20. März, jeweils 19.30 Uhr, spielt die Einfelder Speeldeel.

Dabei hatte der Mann mit Gasthof, Käserei und Ziegen gar nichts im Sinn. Jan Cordt studierte in Hamburg Ozeanografie. 20 Semester lang. Denn nebenbei war er selbstständig. In der IT-Branche. Bis er merkte, dass ihm alles zu hektisch ist. Er stieg aus. Züchtete Island-Ponys in Niedersachsen. Entdeckte den Segeberger Forst. Und die Ziegenzucht. Und den Gasthof Klint. "Wir haben unseren Lebensinhalt gefunden", sagt das Ehepaar und sorgt jetzt für ein weihnachtliches Flair auf dem Klint-Hof.

Gasthof Klint, Am Klint 38 in Heidmühlen. Öffnungszeiten: Freitags von 15 bis 19 Uhr, sonnabends, sonn- und feiertags von 12 bis 19 Uhr. Tel. 04320/1044.

www.gasthof-klint.de