Es ist noch nicht lange her, da stand ich auf dem Friedhof neben einem offenen Grab. Eine größere Familie, auch einige Nachbarn und Arbeitskollegen waren dabei, sich von dem Verstorbenen zu verabschieden.

Dicht neben mir wartete eine jüngere Frau mit ihrer kleinen Tochter auf dem Arm.

"Mama, sieht Opa uns jetzt?", fragte die Kleine. "Ja, Opa sieht uns ganz bestimmt." "Wo ist Opa jetzt?" "Opa ist jetzt im Himmel." "Und was kommt da jetzt in die Erde?", wollte das Mädchen wissen. "Das ist sein Körper. Opa war sehr krank. Er braucht seinen Körper nicht mehr." "Aber wie kann er uns sehen, wenn er unten in der Erde ist?"

Das Mädchen war etwa drei Jahre alt. Sie sprach ziemlich laut, die Erwachsenen in der Nähe drehten sich nach ihr um. Vielleicht überlegten sie eine mögliche Antwort. Die Mutter aber war jetzt an der Reihe, sich zu verabschieden. Sie drückte ihre Tochter an sich und trug sie von uns fort.

In drei Tagen ist Ewigkeitssonntag oder Totensonntag, wie ihn viele nennen. Im Gottesdienst werden in der Johanneskirche wie in anderen Norderstedter Kirchen die Namen der Toten verlesen, die im letzten Jahr beerdigt wurden. Wir zünden dabei Lichter an, für jeden Menschen eins. Wir erinnern uns an einzelne Gesichter. Wir haben gute Bekannte verloren - Menschen, die in unserer Gemeinde sehr zu Hause waren. An diesem Sonntag teilen wir die Trauer und erinnern an das, was uns verbindet.

Wenn Sie selbst betroffen sind, steht Ihnen in diesen Tagen vielleicht etwas bevor. Es ist anders auf dem Friedhof, überall werden die Gräber für den Winter abgedeckt. Der graue November hat die Blätter von den Bäumen genommen. Es ist, als ob die Natur die traurige Stimmung verstärkt. Man kann es unterschiedlich empfinden. Vielleicht fühlen Sie den Schmerz heftig, weil Ihnen ein besonders wichtiger Mensch gestorben ist. Vielleicht haben Sie sich etwas an die Trauer gewöhnt.

In diesen Tagen ist es gut, nach dem zu suchen, der uns trägt. Das kleine Mädchen auf dem Friedhof hatte ihre Mutter. Wir Erwachsenen haben die Bibel. Wir können nachlesen, nachmeditieren, wie die Botschaft von der Auferstehung unsere Erfahrungen mit dem Sterben deutet. Wir werden erinnert, dass andere vor uns traurig waren und Christus sie auf ihrem Weg begleitete. Jesus Christus sagt: "Selig sind, die da Leid tragen, denn sie sollen getröstet werden." Ich wünsche Ihnen, dass Sie das auch für sich erleben.