“Dieses Jahr ist immer nur Klavier“, murrten Konzertfreunde über das Programm der Konzertreihe “Cognito“ in der “TriBühne“. Nach dem Konzert mit der Pianistin Stephanie Proot war der Spruch vergessen.

Norderstedt. Die 22-Jährige schickte ihre 120 Zuhörer durch ein abwechslungsreiches Programm. In Ludwig van Beethovens Sonate, Opus 101, A-Dur, spielte sie die genauen Satzzeichnungen exakt aus und gab wenig eigene Empfindungen frei, gleichwohl sie den Schlusssatz träumerisch und neugierig umsetzte.

Im Largo von Frédéric Chopins "Ohrwurm"-Ballade Nr. 1, g-Moll, fand die Stipendiatin der Yamaha Music Foundation of Europa 2008 zum direkten Erzählstil. Ebenso berühmt wie das Chopin-Stück ist die Ungarische Rhapsodie Nr. 2, in der Proot mit den Fingern auf den Tasten tänzelnd jeden einzelnen Ton meißelte, die Kapriolen dieser der ungarischen Volksmusik entlehnten Komposition jedoch wenig Raum gab.

Mit der Bearbeitung Ferruccio Busonis von Bachs Chaconne spielte Proots Herz mit. Sie zeigte einen entschiedenen Anschlag und Intensität. Alles Mädchenhafte glitt von ihr ab, sie entwickelte eine starke Persönlichkeit: Ein gelungener Aufschwung zur leidenschaftlichen Interpretation von Franz Liszts Etude d'Exécution transcendentale Nr. 10 in f-Moll. Ihr starker Wille zum eigenen Ausdruck machte diesen Liszt zu einem kleinen Erlebnis. Schwärmerisch, mit faszinierenden kleinen Vibrati dann Liszts Konzertparaphrase auf Verdis Oper "Rigoletto".

Der Höhepunkt kam zum Schluss mit einem Satz aus Sergej Prokofieffs dritter Sonate. Schon mit ihren 22 Jahren begeisterte sie in diesem Satz mit einem Spiel voller Reife und verinnerlichtem, gleichwohl expressivem Ausdruck. Beim "Cognito"-Konzert am 26. Januar gibt es wieder Klavier. Mit Lilit Grigoryan. Und alle gehen wieder hin.