Ein altes Gebet sagt: "Gib eine Wache, Herr, meinem Munde, eine schützende Tür meinen Lippen." Mein Mund ist das Ausgangstor meiner Worte. Sobald sie dieses Tor passiert haben, gibt es kein Zurück mehr.

Worte sind mächtig! Wie mächtig und was sie in Bewegung setzen können, demonstriert uns der biblische Schöpfungsbericht: Die gesamte Schöpfung ging auf Grund des göttlichen Befehls "es werde" aus dem Nichts hervor. Am Ende des Berichts steht die Notiz, dass Gott ansah, was er gemacht hatte und feststellte, dass alles sehr gut ist (1. Mose Kapitel 1 Vers 31).

Auch in den folgenden Zeilen kommt die aufbauende wie zerstörende Macht unserer Worte zum Ausdruck: Wort, du bist so leise und so sacht, dabei hast du die größte Kraft, die diesen Erdenball umschließt und ihn regiert. Wort, du wirst geflüstert und zitiert, du bist der Leitstrahl, der uns führt, hast Krieg und Frieden schon diktiert. Wort, du wirst missbraucht und kommandiert, hast Diktatoren dirigiert und ganze Völker schon verführt. (aus "Wort" von Udo Jürgens).

Einen wertvollen Hinweis, wie wir unsere Worte aufbauend, versöhnend und heilend gebrauchen können, gibt uns die Bibel: "Seid schnell bereit zum Hören, überlegt genau, bevor ihr redet und hütet euch vor unkontrolliertem Zorn" (Jakobusbrief Kapitel 1 Vers 19). Dieser Aufforderung entnehme ich, dass uns positive Worte am ehesten über die Lippen kommen, nachdem wir aufmerksam zugehört haben; weil wir dann in der Regel verstehen, was unser Gegenüber uns mitteilen möchte und angemessen reagieren können. Im Gegensatz dazu klagen viele Menschen: "Ich bin schrecklich unkonzentriert und fahrig! Permanenter Lärm, Zeit- und Leistungsdruck sowie Fluten von Informationen lenken mich ab. Ich schaffe es nicht, konzentriert zuzuhören." Kein Wunder, dass wir öfter aneinander vorbeireden, uns missverstehen, einander verletzen und zerstritten auseinander gehen.

Wenn wir das vermeiden möchten, müssen wir unser Gegenüber mindestens genauso ernst bzw. wichtig nehmen wie uns selbst. Achtsame Kommunikation ist der Schlüssel zu tragfähigen Beziehungen.

Pastor Karl-Heinz Espey von der Freien evangelischen Gemeinde.