"Ich gehe mit meiner Laterne und meine Laterne mit mir . . .", singen meine Töchter kraftvoll.

Laternelaufen: Für meine Mädchen ist es die höchste Wonne. Mir entlockt die Aussicht einen tiefen Stoßseufzer. Schon Tage vor dem ersten Umzug rüsten die Kinder das Haus um. Der Esstisch verschwindet unter einer quietschgelben Plastik-Basteldecke. Scheren, Pappe, Pinsel, Tusche und Glitzersteine werden darauf ausgebreitet. Jetzt wird es entworfen, das häusliche Lampion-Supermodell 2009.

Im Keller dümpeln die Ergebnisse vergangener Kreativschübe meiner Mäuse vor sich hin: ein grüner Marienkäfer, ein schielender Löwenkopf und ein Elefantenhaupt, dessen viel zu langer Rüssel Furchen im modderigen Waldboden hinterlassen hatte.

Dann ist es so weit. Treffpunkt ist die große Wiese mitten in unserer Siedlung. Ich rüste mich mit den wichtigsten Utensilien aus: Ersatzlaternen (fertig gekauft), Feuerzeug, Teelichte und Handy (alle Notrufnummern eingespeichert), dazu die beschwingende Aussicht, dass ich es nun bald hinter mir habe. Die Freunde meiner Töchter warten schon - ihre Eltern, meine Freunde, auch. Plötzlich fängt es an, mir Spaß zu machen. Die Augen meiner Töchter strahlen heller als jede Laterne. Allein dafür haben sich alle Strapazen gelohnt. Also wird es auch nächstes Jahr wieder heißen: Augen zu - Rabimmel, Rabammel - und durch!