Leider mussten die Schauspieler ihre Meisterleistung vor vielen leeren Stuhlreihen darbieten. Der große Saal war nur mäßig besetzt.

Norderstedt. Er ist Grimme-Preisträger, tritt in Tatort- und Polizeiruf-Krimis, in Traumschiff- und Bergdoktor-Serien auf. Doch wenn Siemen Rühaak ein Gastspiel in Norderstedts "TriBühne" gibt, und das auch noch im Theaterstück "Gefährliche Liebschaften", dessen Verfilmung sechs Oscars kassierte, dann geht keiner hin. Der große Saal der "TriBühne" war beim Gastspiel der Theaterspiele Kempf nur sehr mäßig besetzt.

Der Schauspieler, Sänger und Regisseur Siemen Rühaak spielt den abgefeimten Vicomte de Valmont, der von der noch abgefeimteren Marquise de Merteuil aufs Kreuz gelegt wird - real und sprichwörtlich.

So ganz nebenbei befreit er Cécile de Volanges von der Jungfräulichkeit, um dann die prüde Präsidentin de Tourvel in Liebe entbrennen - und dann fallen zu lassen. Oberflächlich betrachtet. Denn dazwischen liegen alle Höhen und Tiefen menschlicher Liebe und Abgründe, menschlichen Vertrauens und Grauens.

Diese Fallstricke und Höhenflüge eines am Leben, an der schnellen Liebe und der perfiden Lüge satten Menschen bringt Rühaak diffizil, manchmal sogar zu subtil über die Rampe. Erst noch der charismatische Galan, lässt Rühaak den Vicomte mehr und mehr in seine emotionalen Einzelteile zerfallen. Er zerlegt die an Eroberungen und erotischen Abenteuern übersatte Figur in ungeahnte Leidensstränge. Gleichzeitig gelingt es ihm überzeugend, dieses tief in der Seele wühlende Leiden mit sarkastisch-üblen Sprüchen und Aktionen zu übertünchen. Um daran zugrunde zu gehen. Ein Duell erlöst den Vicomte von seinem Selbst und lässt ihn endlich sterben, fern von den Armen seiner einzigen großen, aber von ihm selbst verratenen Liebe.

Die wird von Christa Pasch sehr natürlich und innig gespielt. Als ihre Kontrahentin Marquis de Merteuil steigert Angelika Perdelwitz ihre schauspielerische Leistung dramatisch bis zur selbstzerstörerischen Demaskierung eines bösen Charakters, der nur eines will: Liebe.

Ein hervorragendes Trio Rühaak, Perdelwitz und Pasch. Mit Rühaak als Regisseur und Hauptdarsteller ist die Inszenierung eine Konstellation, die oft zu Lasten der Mitspieler geht. Rühaak hat diese Gratwanderung gemeistert. Dank starker Liebhaberinnen.