Verwaltungschef Volker Dornquast macht mit 58 Jahren einen Karrieresprung. Am Mittwoch tritt er seinen Dienst im Innenministerium an.

Henstedt-Ulzburg. Nach 21 Jahren ist Schluss in Henstedt-Ulzburg: Volker Dornquast räumt morgen seinen Schreibtisch im Henstedt-Ulzburger Rathaus, am Mittwoch tritt er seinen neuen Job in Kiel an. Der bisherige Bürgermeister sitzt künftig als Staatssekretär im Innenministerium in der Schaltzentrale der Landesregierung.

Als sich bei der stellvertretenden Bürgermeisterin Annette Marquis in der vorletzten Woche der Ministerpräsident meldete und Volker Dornquast sprechen wollte, musste sie über dieses amüsante Versehen schmunzeln. Inzwischen weiß sie, was hinter diesem Anruf steckte: Peter Harry Carstensen wollte seinen Partei- und Duzfreund Volker Dornquast als Staatssekretär nominieren. Während des Landesparteitages der CDU am Sonnabend in Husum wurde Volker Dornquasts Aufstieg vom "Dorfbürgermeister" zum Staatssekretär bekannt. CDU-Kreisgeschäftsführer Uwe Voss informierte seine Parteifreunde in Henstedt-Ulzburg.

Die Nachricht rief bei den Politikern in Henstedt-Ulzburg Verblüffung und ungläubiges Staunen hervor. Zwar wusste niemand von den aktuellen Entwicklungen in Kiel, aber Volker Dornquast galt schon seit vielen Jahren als "ministrabel". Immer wieder war er als Staatssekretär oder Minister "gehandelt" worden. Wäre Ex-Bundesminister Volker Rühe vor acht Jahren Regierungschef geworden, hätte es wahrscheinlich den Innenminister Dornquast gegeben. Dass Peter Harry Carstensen den Henstedt-Ulzburger vor vier Jahren nicht in die Regierung berief, sorgte noch für Erstaunen.

Volker Dornquast wusste bereits seit vorletzter Woche von seiner Nominierung, aber er hatte die Auflage, es niemanden zu sagen. Weil Peter Harry Carstensen bemüht war, kommunale Angelegenheit in die Koalitionsverhandlungen einzubeziehen, berief er den Henstedt-Ulzburger Bürgermeister in die Koalitionskommission. Als Vorsitzender des schleswig-holsteinischen Gemeindetages ist er eine auffällige Persönlichkeit im kommunalen Geschehen Schleswig-Holsteins. Dornquast war bei Landesparteitagen der CDU präsent und meldete sich häufig überregional zu Wort. "Peter Harry Carstensen und ich kennen uns schon seit 35 Jahren persönlich", sagt Volker Dornquast, der seine Nominierung zum Staatssekretär am Sonnabend während des Grünkohlessens der Feuerwehr in Henstedt-Ulzburg bekannt gab. Der Karrieresprung mit 58 Jahren sorgt in Henstedt-Ulzburg für Gesprächsstoff.

Heute will Volker Dornquast im Rathaus mit den Fachbereichsleitern Gespräche führen, bis Dienstagmittag bleibt er offiziell noch im Amt, am Mittwoch sitzt er bereits an seinem Schreibtisch im Landeshaus an der Förde. "Ich will meine Arbeit ordnungsgemäß übergeben." Henstedt-Ulzburg will das Ehepaar Dornquast allerdings nicht verlassen. Der Bungalow an der Großen Lohe bleibt das Domizil der Dornquasts. "Die schönste Gemeinde in Deutschland verlässt man nicht."

Die Gemeindepolitiker müssen den überraschenden Rücktritt ihres Bürgermeisters erst einmal verdauen. "Manchmal hat er mit der Brechstange gearbeitet, aber er hatte seinen Laden im Griff", sagt WHU-Fraktionsvorsitzende Karin Honerlah, die in Spanien von den neuesten Entwicklungen in Henstedt-Ulzburg überrascht wurde. Sie kündigte an, dass die WHU als stärkste Fraktion im Gemeinderat nach einem Bürgermeisterkandidaten suchen werde. Das könnte zum Beispiel die stellvertretende Bürgermeisterin Annette Marquis aus den Reihen der WHU sein. Als Diplom-Verwaltungswirtin hat sie die erforderliche Qualifikation, und wie sehr die Wähler offenbar von guten Kandidatinnen beeindruckt sind, zeigte sich im Kreis Pinneberg: In Elmshorn, Schenefeld, Pinneberg und Uetersen gibt es Bürgermeisterinnen, die sich zum Teil überraschend gegen die vorherigen Amtsinhaber durchsetzen konnten. "Über eine Kandidatur habe ich natürlich noch nicht nachgedacht, das muss ich auch erst mit meiner Familie besprechen", sagt die Mutter von zwei Kindern, die zurzeit halbtags beschäftigt ist.

In den nächsten Monaten ist sie als ehrenamtliche Politikerin allerdings gefordert: Sie muss sich den Bürgermeisterjob in Henstedt-Ulzburg bis zum Amtsantritt eines neuen Verwaltungschefs mit der zweiten Stellvertreterin Elisabeth von Bressensdorf (CDU) und dem dritten Stellvertreter Siegfried Ramcke (SPD) teilen.

CDU-Fraktionsvorsitzender Folker Brocks stand am Sonnabend unter Schock. Zwar habe Volker Dornquast immer gesagt, er wolle Bürgermeister in Henstedt-Ulzburg bleiben, aber die derzeitige Situation sei für ihn angesichts der Mehrheitsverhältnisse im Gemeinderat nicht wirklich glücklich gewesen. Einen Grund für den Abgang des Verwaltungschefs sieht er im Verhalten der WHU. "Die ist auf Krawall gestimmt."

Überraschend kommt die Veränderung im Rathaus auch für die SPD. "Ich dachte, Herr Dornquast beendet seine beachtliche Karriere in Henstedt-Ulzburg", sagt Fraktionschef Horst Ostwald, der einen eigenen SPD-Bürgermeisterkandidaten befürworten würde. Die Henstedt-Ulzburger FDP will morgen zusammenkommen, um über einen Kandidaten nachzudenken. Fraktionschef Klaus-Peter Eberhard hat auch schon jemanden im Kopf, der dafür geeignet wäre. "Er kommt aus der Region", mehr verrät er nicht. Den Rücktritt von Volker Dornquast bedauert er. "Henstedt-Ulzburg verliert einen guten Bürgermeister, aber für Schleswig-Holstein freue ich mich, dass ein kompetenter Mann Staatssekretär im Innenministerium wird."