Tangstedt. Die Straßen und Gehwege sind leer gefegt. Es ist still in dem schmucken Tangstedter Wohngebiet mit den gepflegten Vorgärten. Einen Tag nach dem tödlichen Ehedrama erinnern weiße Rosen und eine Kerze, die jemand vor das Haus der Eheleute gelegt hat, an die grausame Tat. "Der Schock sitzt tief", sagt eine Nachbarin. Bestürzt fährt sie sich durch das blonde Haar, blickt zu Boben: "Bettina ist erst vor zwei Wochen wieder in dieses Haus gezogen - jetzt ist sie tot."

Die Menschen im Tangstedter Neubaugebiet Eichholzkoppel können noch immer nicht begreifen, dass ihr Nachbar Christian K. (39) seine 40 Jahre alte Frau Bettina erschlagen und sich später selber das Leben genommen hat (das Abendblatt berichtete). "Die beiden haben eher zurückgezogen gelebt", sagt ein Nachbar, "ihn hat man öfter im Garten arbeiten sehen. Er war ein sehr ruhiger Mensch, fuhr gerne Motorrad und ging ins Fitnessstudio."

Bettinas Hobby waren ihre drei Dobermänner Harmony, Qitana und Ace. Sie verbrachte einen Großteil ihrer Freizeit im Dobermann-Verein im benachbarten Hamburg-Duvenstedt. Auch ihr Ehemann war dort Mitglied. "Ich hätte ihm solch eine Tat nie zugetraut", sagt Werner Bier, Vorsitzender des Dobermann-Vereins: "Beide waren seit rund fünf Jahren im Verein. Bettina war immer ein hilfsbereiter Mensch. Sie war immer für alle da." Auch Christian K. sei immer sehr kameradschaftlich gewesen. Doch in dem Verein an der Segeberger Chaussee lernt Bettina K. auch einen anderen Mann kennen: Er wohnt in Hamburg. Sie verlieben sich. Die Ehe zerbricht.

Nachbarn berichten, dass Bettina K. mehrmals aus dem Haus in Tangstedt ausgezogen sei. Zu ihrem Freund. Doch sie sei immer wieder zurück zu Christian und der gemeinsamen Tochter (19) gekommen. So wie vor zwei Wochen. Doch schon kurz nach dem Wiedereinzug soll es erneut Streit im Hause K. gegeben haben. Am Donnerstag verliert Christian K. die Kontrolle über sich. Er erschlägt seine Frau - vermutlich mit einem Werkzeug. Anschließend soll er einen Abschiedbrief verfasst haben. Adressiert an seine Tochter. Dann geht er zum Zwinger, in dem die drei Dobermänner sind. Mit den beiden Hündinnen und dem Rüden fährt er in dem dunklen VW Passat seiner Frau vom Grundstück. Sein Ziel ist der rund eineinhalb Kilometer entfernte Dobermann-Verein.

Als die 19-jährige Tochter nach Hause kommt, findet sie ihre Mutter leblos auf dem Boden und den Abschiedsbrief ihres Vaters. Sie ruft die Polizei an und bricht zusammen. Die Beamten fahnden sofort nach dem Passat. Sie entdecken das Auto auf dem Vereinsgelände. Christian K. sitzt hinter dem Steuer. Die Hunde liegen leblos neben ihm. Die Polizisten richten ihre Waffen auf das Auto. "Verlassen Sie das Fahrzeug!", schreien die Beamten. Doch Christian K. reagiert nicht. Er ist bewusstlos. Die Polizisten ziehen den leblosen Körper aus dem Passat. Ein Notarzt versucht, den Mann wiederzubeleben. Vergebens. Christian K. hat sich selbst und die drei Dobermänner mit Kohlenmonoxyd vergiftet. Nach den bisherigen Erkennnissen der Kripo hatte er einen Eimer mit glühender Grillkohle auf die Rückbank des Wagens gestellt.

Wenig später fährt an dem Haus in Tangstedt ein Geldtransporter vor. Zwei Männer steigen aus. Polizisten begleiten einen der Männer ins Haus. Nach einigen Minuten kommt er völlig erschüttert wieder heraus und muss sich erst mal hinsetzen. Es ist der Freund von Bettina, der die 40-Jährige tot auf dem Boden liegen gesehen haben muss. "Ich habe nach der Tat kurz mit ihm telefoniert", sagt der Vorsitzende des Dobermann-Vereins, Werner Bier: "Er war völlig am Boden zerstört." Die Tochter, die an diesem Tag auf so unfassbare Weise ihre Eltern verloren hat, steht noch unter Schock. Sie wird in einem Krankenhaus psychologisch betreut.