Jury wählt besten Entwurf. Er sieht bis zu 650 Wohneinheiten vor. Wie Architektenbüros um die Zukunft Norderstedts wettstreiten.

Norderstedt. Die Anforderungen an das städtebauliche Konzept sind hoch: Das Garstedter Dreieck soll ein Wohngebiet werden, in dem die Lebensform der Zukunft praktiziert wird. "Wir wollen keine Monostruktur, wie es sie in anderen Städten so häufig gibt. Hier sollen die Menschen gemeinsam älter werden, sich Singles genau so wohl fühlen wie Patchwork-Familien, die verlängerte Berliner Allee soll hindurchführen, ohne dass die Bewohner unter Lärm leiden, und die Knicks sollen erhalten bleiben", sagt Norderstedts Baudezernent Thomas Bosse. Die Fläche zwischen Kohfurth, den U-Bahn-Gleisen und dem Knick südlich des Buchenweges ist neben der noch nicht überplanten Fläche nördlich der Harckesheyde das letzte große Neubaugebiet in Norderstedt. Zwischen 550 und 650 Wohneinheiten sollen hier im ersten Bauabschnitt entstehen, insgesamt zwischen 850 und 1000. Rund 2000 Neubürger werden auf dem insgesamt 110 Hektar großen Areal eine neue Heimat finden.

"Daher haben wir für die weitere Planung einen städtebaulichen Wettbewerb ausgeschrieben", sagt Bosse. Sechs Büros haben sich beteiligt, darunter auch eine Planer-Gemeinschaft aus Norderstedt. Die Lokalmatadoren kamen weit, mussten sich aber schließlich den Kollegen Loosen, Rüschoff und Winkler (LRW) aus Hamburg geschlagen geben. Im zweiten Anlauf überzeugte ihr Konzept die hochkarätig besetzte Jury unter Vorsitz des Hamburger Architekten Timm Ohrt. Ihm zur Seite standen unter anderem die Professorinnen Hille von Seggern und Christiane Thalgott aus München, die eine besondere Beziehung zu Norderstedt hat: Die Planerin hat ihre Handschrift maßgeblich im neuen Stadtteil Norderstedt-Mitte hinterlassen.

LRW hat die Bebauung zwischen die Knicks gesetzt. "So entsteht ein Kammersystem mit vielen Grünbereichen", sagte Bosse. Gefallen hat den Juroren auch die Idee, einen neuen Weg vom Wohnquartier zur U-Bahn-Station Richtweg zu schaffen. Häuser und Wohnungen reichen direkt heran an den "Kirschblütenweg" im nördlichen Bereich des Baugebietes. "Dadurch erreichen wir eine soziale Kontrolle, wir können gerade Frauen mehr Schutz ermöglichen", sagt der Baudezernent. Bisher war als einzige Verbindung der schon existierende Buschweg gedacht, der für Autos gesperrt und zum Fuß- und Radweg werden soll. "Doch da stehen nur wenige Häuser, sodass im Ernstfall weniger Hilfe geleistet werden kann", sagt Bosse.

Er nennt weitere Pluspunkte des Entwurfs:

Berliner Allee: Die Straße wird geschwungen nach Norden zum Friedrichsgaber Weg geführt. Zwei Baumreihen und Hecken sollen die Anwohner vor Lärm und Abgasen schützen.

Nord- und Südeingang: Ein größeres Gebäude am Zugang von Norden an der Ecke Friedrichsgaber Weg/Berliner Allee soll das Neubaugebiet abschirmen. Im Süden verbindet eine Bauminsel das Neubaugebiet mit der Straße Kohfurth. "Wir hatten uns eigentlich auch hier einen massiveren Bau vorgestellt, der gewerblich genutzt wird. Doch es wird wahrscheinlich schwierig sein, ein passendes Unternehmen zu finden", sagt Bosse.

Parkplätze: Die Autos sollen im Wesentlichen in Tiefgaragen unter der Erde abgestellt werden.

"Die Freiflächen sind interessant geschnitten. Es gibt viele Spiel- und Kommunikationsflächen, die eine hohe Aufenthaltsqualität versprechen", sagt der Dezernent, der ebenfalls in der Jury saß. Im Baugebiet sollen mehrgeschossige Wohngebäude sowie Einzel-, Reihen- und Doppelhäuser entstehen. Durch die Nähe zu den Supermärkten an der Kohfurth und zum Herold-Center auf der einen Seite sowie zur nahen U-Bahn-Station Richtweg sei das Neubaugebiet äußerst attraktiv.

Nun sollen die baurechtlichen Grundlagen geschaffen werden. Bosse geht davon aus, dass die ersten Bagger im Jahr 2011 anrollen werden.