Die 240 Bewohner der Unterkunft sollen in Neumünster untergebracht und dann auf die Kreise verteilt werden. Eine Familie, die an der Lawaetzstraße wohnt, fürchtet unzumutbare Zustände.

Norderstedt. Für die Norderstedter Asylunterkunft an der Lawaetzstraße könnte es bald neue Mieter geben. Die Landesregierung wird zum Jahresende die Zentrale Aufnahmestelle für Asylbewerber (ZAST) an der Vorwerker Straße in Lübeck schließen. Die derzeit etwa 240 Menschen, die in der Unterkunft in der früheren Trave-Kaserne leben, sollen in die Unterkunft "Haart" in Neumünster umgesiedelt und von dort auf die Kreise des Landes verteilt werden.

"Es gab eine Anfrage aus Lübeck bei uns, über welche Kapazitäten wir verfügen", sagt Norderstedts Sozialdezernent Torsten Thormählen. Zum jetzigen Zeitpunkt sei es allerdings noch völlig unkonkret, ob und wenn ja, wie viele Menschen in Norderstedt eine neue Bleibe bekommen sollen. Thormählen: "Diese Verteilung wird über Zuteilungsquoten geregelt." Jeder Kreis bekommt also eine feste Zahl an Bewerbern, die er aufnehmen muss. Diese Quote könnte laut Thormählen zwischen sechs und acht Personen liegen.

Unter den 51 Bewohnern der Asylunterkunft der Stadt an der Lawaetzstraße sorgt die Nachricht von zusätzlichen Bewohnern für Unruhe. Der scheidende CDU-Landtagsabgeordnete Manfred Ritzek hat sich in den letzten Monaten zum Sprachrohr der Bewohner an der Lawaetzstraße gemacht. Ritzek setzt sich für den Abriss der aus seiner Sicht unzumutbaren Einrichtung ein - weil sie nicht in den entstehenden, modernen Stadtteil Frederikspark passe und weil die Menschen in der Einrichtung besseren Wohnraum bekommen sollen.

Die 24-jährige Mutter eines sechs Monate alten Kindes, die zusammen mit ihrem Mann an der Lawaetzstraße untergebracht ist, meldete sich per E-Mail bei Ritzek. Sie zeigt sich schockiert von der Vorstellung, dass demnächst noch mehr Menschen in die Häuser ziehen sollen. "Wir leben hier zu dritt in einer Vier-Zimmer-Wohnung, dürfen aber nur zwei Räume nutzen, und es wurde uns gesagt, dass wir auf jeden Fall noch zwei Personen dazu bekommen", schreibt die Frau. Die familiäre Situation sei ohnehin schon belastet. Seit mehr als einem Jahr versuche die Familie, eine andere Wohnung zu finden. Aber die Makler und Privatvermieter würden sie immer ablehnen, wenn sie erfahren, dass sie aus den Häusern an der Lawaetzstraße stammen. Die Mutter: "Wir versuchen wirklich alles, um den angespannten Wohnverhältnissen hier zu entkommen, aber nichts hilft, wir kommen hier einfach nicht weg!"

Torsten Thormählen weist darauf hin, dass es rechtlich völlig einwandfrei wäre, die beiden leer stehenden Zimmer der Familie an andere Bedürftige zu vermieten. Und nach wie vor weist die Stadt den Vorwurf Ritzeks zurück, dass die Notunterkunft unzumutbar sei. Falls die Stadt durch die Schließung neue Bewohner zugeteilt bekomme, werde darauf geachtet, dass sie als Nachbarn für eine Familie zumutbar sind. "Wir schauen da ganz genau hin", sagt der Sozialdezernent. Thormählen betont abermals, das derzeit nicht klar ist, ob Norderstedt überhaupt von der Neumünsteraner Asylunterkunft in die Pflicht genommen werde. Er nennt ein Beispiel: Wenn Norderstedt eine Quote von sechs Personen bekäme, diese sechs Menschen aber eine sechsköpfige Familie ausmachen, dann würden diese Menschen nicht auseinander gerissen, sondern gemeinsam in einer passenden Wohnung im Kreis untergebracht. "Wenn die zum Beispiel in einer Wohnung in einer der Landgemeinden im Kreis untergebracht werden können, dann bekommen wir in Norderstedt gar niemanden dazu."