Dreck auf Autos in Norderstedt sorgt für Aufregung. Der Verdacht: Sie stammen von Flugzeugen, die illegal ihre Toiletten entsorgen?

NZ-Redakteur Herbert Lau schrieb am 31. Juli 1990 über die Enthüllungen eines Flughafenangestellten:

Der Skandal ist perfekt! Im Rätselraten um die Schmutzpartikel, die in den letzten Tagen besonders im Raum Garstedt aufgefallen waren, hat ein Angestellter des Flughafens Fuhlsbüttel zugegeben, dass es Billigflieger gibt, die auf das Angebot der Toiletten-Entsorgung von Flugzeugen in Hamburg-Fuhlsbüttel mit der Erklärung verzichten, "wir haben schon anderswo". Der anonyme Informant: "Den Flugzeuggesellschaften ist es am Hamburger Flughafen freigestellt, ob sie dort ihre Toiletten entsorgen lassen."

Für den Vorsitzenden der Norderstedter Interessengemeinschaft für Fluglärmschutz e.V. (NIG), Hans Schwarz, ist diese Enthüllung ein Skandal. "Da diese Entsorgung nicht gerade billig ist, entstehen Vermutungen, deren Schlussfolgerungen ein Grauen bei uns und unseren Bürgern hervorruft." In einem Schreiben an der Bürgermeister von Norderstedt hat Schwarz erklärt, dass es - sollte es sich tatsächlich um Toiletten-Rückstände handeln - sich nicht mehr nur um ein lokales Problem handelt. Hier müsse im Interesse aller Menschen auf der Erde umgehend reagiert werden. Schwarz hat den Bürgermeister aufgefordert, das Thema der Toiletten-Entsorgung von Flugzeugen während der nächsten Sitzung der Lärmschutz-Kommission zu behandeln.

Über die rätselhaften Flecken gibt es inzwischen eine große Anzahl von Beschwerden. Hubert Hatje vom Hotel Heuberg zum Beispiel hatte seinen Audi tags zuvor gewaschen und poliert. Am nächsten Tag war das Auto mit "linsengroßen, braunen Flecken" übersät. Horst Baumert seinen Wagen auf dem Parkdeck des Herold-Centers abgestellt. Anschließend bemerkte er "Flecke, die den Lack zerfressen". Er will Anzeige gegen Unbekannt erstatten.

Ein Hamburger Umweltschutz-Labor ist damit beschäftigt, die Dreckspuren zu analysieren. Ein erstes Ergebnis wird morgen erwartet. Wie der Sprecher der Stadt Norderstedt, Hans Behnk, erklärte, "Wird sich auch noch ein Zoologe mit den Partikeln beschäftigen". Vier Möglichkeiten werden bei den Verunreinigungen in Bertacht gezogen: Blütenpollen, die mit dem Niederschlag vom Himmel fallen; Toilettenentsorgung aus Flugzeugen; chemische Stoffe unbekannter Herkunft oder Tierexkremente.

Wenige Tage später gibt die Stadt Entwarnung: Die mysteriösen Verschmutzungen stammen von Pollen und Insekten. Toiletten-Rückstände konnten die Mitarbeiter eines Umweltlabors nicht finden.