In Frankfurt am Main wollen die Männer um Notarzt Stefan Paululat zeigen, was sie können.

Kaltenkirchen. Wer Weltmeister werden will, muss sich ganz schön beeilen. Das Auto liegt auf dem Dach, der verletzte Fahrer ist noch drin. Ab jetzt läuft die Uhr. Die Feuerwehrleute haben für die Rettung nicht mehr als zehn Minuten Zeit. Kurze Kommandos wie beim Militär, die Geräte werden im Laufschritt heran geschafft. Ein Szenario, das das Rettungsteam von der Freiwilligen Feuerwehr Kaltenkirchen immer wieder durchspielt und mit jeder Runde perfektioniert.

Deutscher Meister bei der Unfallrettung sind die Kaltenkirchener schon. Bei den Weltmeisterschaften vom 21. bis 24. Oktober in Frankfurt/Main wollen die Männer zeigen, dass sie die besten auf dem Globus sind. Bis dahin üben die Retter, bis sich das Blech biegt. Den Schrott gibt es kostenlos von Kiesow in Norderstedt. "Das machen wir nicht zum Selbstzweck", sagt Teamleiter, Notarzt und Feuerwehrmann Stefan Paululat, genannt "Paule", über das Engagement der ehrenamtlichen Helfer. Jedes Training diene dazu, im Ernstfall noch besser helfen zu können.

Eine typische Übung: Der Ford hat sich überschlagen, die Fahrertür ist blockiert, der Verletzte muss durch die Heckklappe gerettet werden. Der Ablauf der Rettung ist klar geregelt. Zuerst wird die Unfallstelle abgesichert, dann muss das Fahrzeug stabilisiert werden. Holzkeile und hydraulische Stützen verhindern den schlimmsten Albtraum: den Sturz des Wracks auf die Retter. Die nächsten Schritte sind die schwierigsten. Die Feuerwehrleute öffnen das Fahrzeug mit schweren hydraulischen Scheren und Spreizern. Die Lücke muss groß genug sein, um den Patienten möglichst schonend zu retten.

Die Rolle des "Verletzten" geht reihum: Diesmal muss sich Feuerwehrmann Ralf Storjohann in den alten Ford zwängen. Manchmal übernehmen auch die Ehefrauen der Feuerwehrleute die Aufgabe. 110 Kilo und 1,90 Meter - das sind die Maße von Heiko Kleist, der ebenfalls ins Auto kriecht. Kleist ist der "Medic", der den Patienten untersucht und betreut, während draußen die Rettungsmaschinerie der Feuerwehrmänner anläuft. "Fünf Minuten noch", ruft "Paule" seinen Männern zu. "Alles läuft gut!" Paululat und seine Spezialisten gehören zu den Vertretern einer neuen Rettungsphilosophie. Noch vor wenigen Jahren galt die Regel, dass ein Notarztteam den Verletzen im Wrack medizinisch stabilisiert, sodass der Feuerwehr viel Zeit bleibt, die Trümmer rundherum zu entfernen - ein zeitaufwendiges Verfahren. Paululat setzt hingegen auf Tempo. Der Grund: Moderne Fahrzeuge werden mittlerweile aus Materialien hergestellt, die sich kaum noch zerschneiden lassen. Darum setzen die Kaltenkirchener Rettungsprofis darauf, die Verletzten mit möglichst wenigen Arbeitsschritten zu befreien. Teamleiter Paululat gibt seinen Männern einen Zeitrahmen von einer Stunde vom Unfall bis zum Eintreffen in der Klinik vor. Dazwischen liegen Notruf, Ausrücken des Teams, Fahrzeit, die Rettung und wieder Fahrzeit. Bei der Weltmeisterschaft in der Mainmetropole können sich die Feuerwehrmänner aus Kaltenkirchen aufs Retten konzentrieren. Viel Glück!

Das Rettungsteam der Feuerwehr Kaltenkirchen zeigt am Sonntag seine Arbeit bei den Rescue Days am Norderstedter Rathaus. Vorführungen sind um 11 und um 17 Uhr geplant.