Eine Meisterleistung! Die Norderstedter Johanneskantorei, immerhin ein Laienchor, der Hamburger Mendelssohn-Chor und Musiker des Hamburger Haydn-Orchesters machten die Aufführung des Oratoriums “Paulus“ von Felix Mendelssohn in der “TriBühne“ zum Erlebnis.

Norderstedt. Die 400 Zuhörer dankten mit enthusiastischem Applaus. Dabei holten sich 200 Konzertgäste ihre Karte erst an der Abendkasse, sodass das Konzert erst mit 20-minütiger Verspätung beginnen konnte. Derartige Verzögerungen sind durchaus eine Belastung für die Musiker.

Doch Chöre, Orchester und Solisten ließen sich nicht irritieren. Schon die ersten weichen, lyrischen Klänge waren ein Genuss und zogen sofort ins Geschehen des Oratoriums hinein, das Felix Mendelssohn zu Beginn der 1830er-Jahre schrieb. 1836 wurde es uraufgeführt. Der Text des Oratoriums entstammt überwiegend der Apostelgeschichte und ist in weiten Teilen judenfeindlich. Gleichwohl hat mit Felix Mendelssohn ein Jude diesen Text vertont. Mendelssohns Eltern ließen ihre Kinder taufen, um ihnen eine Karriere zu erleichtern. Das wiederum veranlasste Norderstedts Pastor Eckard Wallmann, über den geborenen Juden Mendelssohn im Programmheft zu schreiben, er sei "nie Jude gewesen" und ihn gleichsam posthum für die Kirche zu vereinnahmen. Diese Geschichtsklitterung sollte klargestellt werden. Doch die Schönheit der Norderstedter Aufführung sollte sie nicht trüben.

Dirigentin Almut Stümke legte mit der "Paulus"-Aufführung ein Meisterwerk vor, zumal sie mit Laien arbeitete. Sie hat die Gabe, ihre Leidenschaft für die Musik auf Sänger und Musiker zu übertragen, sie mit ihrer Leidenschaft und ihrem Respekt vor dem Werk anzustecken. Die Chöre berührten mit ihrem einfühlsamen Gesang Herz und Seelen der Zuhörer, sei es im piano oder forte, sei es romantisch oder hymnisch.

Sopran-Solistin Hanna Zumsande (25) füllte nach einer anfänglichen kleinen Irritation mit klarer, heller Stimme mühelos den großen Raum der "TriBühne". Leicht kamen ihre Aufschwünge, während sie in lyrischen Passagen Demut zeigte. Respekt auch vor der stimmlichen Bandbreite und Gestaltungsvielfalt des Tenors Michael Connaire. Auch Bass Philip Niederegger ("Paulus") war eine gute Besetzung mit mal lyrischer, mal heldenhafter Stimme.